Der Predigttext des kommenden Sonntags lautet: „Es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen.“ aus dem Römerbrief 10, 9-17
Dieser eine Gott steht über allem – auch über allem, worüber man sich vielleicht gerade die Köpfe heißreden mag. Der Ursprung von allem, was lebt. Eine Kraft, die wirkt, wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise.
Gottesdienst: Das ist in unserer Kirche spätestens seit Wichern nicht nur das Wort am Sonntagmorgen, sondern immer auch die glaubende Tat im Alltag. Und wer wollte entscheiden, worin mehr „Kirche“ steckt – im Gospelchor oder im Frauenkreis oder im Besuchsdienst?
Vom Standpunkt des Gottesdienstbesuchers aus mag es wehtun, dass wir uns sonntags nicht vollzähliger treffen. Mir geht es manchmal so. Und allzu leicht verfällt man dann in eine Haltung, die denen, die gerade nicht da sind, das Christsein abspricht. Weil es zu meinem Verständnis vielleicht dazugehört, am Sonntagmorgen in die Kirche zu gehen – wenigstens meistens.
Der Römerbrief setzt da andere Maßstäbe. Er rechnet mit dem Reichtum der Güte Gottes. Er gesteht uns zu, dass wir alle unterschiedlich glauben, leben, lieben, hoffen. Und trotzdem entlässt er uns nicht in die Beliebigkeit. Der Herr – das ist der Grund, auf den er uns wieder zurückführt. Der Herr, Gott, den Christus Vater nannte und in dem wir deshalb bei allen Unterschieden und unterschiedlichen Verständnissen immer wieder zusammenfinden können.
Das ist ein relativ revolutionärer Gedanke in einer Welt, in der viele denken, sie selbst stünden im Mittelpunkt, sie selbst seien der Maßstab aller Dinge. Der eigene Geschmack, die eigenen Vorlieben, die eigenen Abneigungen. Dabei ist das immer unterschiedlich, im Wandel begriffen, menschlich unvollkommen.
Damit könnten wir normalerweise gut leben. Manchmal allerdings ist die Versuchung groß, den eigenen Maßstab für absolut zu erklären und den anderen ihr Christsein abzusprechen.
„Es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen“ heißt es im Römerbrief 10, 12b. Gott bleibt derselbe, wie auch immer wir ihn verstehen – und was auch immer wir von ihm verstehen. Es ist ein reicher Gott, der uns mit Macht und Erbarmen begegnet.
Unsere Autorin
Silke Wierk ist Pastorin in der Kirchengemeinde Harrislee in Schleswig-Holstein.
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.
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Ein Gott für alle
Über den Reichtum der Güte Gottes schreibt Silke Wirk. Sie ist Pastorin in Harrislee bei Flensburg.