„Manche Kinder haben noch nie eine Säge in der Hand gehalten oder Unkraut gezupft“, weiß Sozialpädagogin Karola Stolz vom Kreisdiakonischen Werk Greifswald. Seit vier Jahren arbeitet sie in Altentreptow im Projekt „Vier Jahreszeiten“, seit sechs Jahren bei der Diakonie. Hinter dem alten Haus in der Mühlenstraße wurde zusammen mit Kindern und Jugendlichen von der Lea-Toll-Förderschule und der jeweiligen fünften Klasse der KGS und Ehrenamtlichen ein Garten angelegt: Hochbeete gebaut, Kompost angelegt, Gemüse und Obstbäume gepflanzt und das Gesäte dann auch geerntet und verarbeitet.
Jetzt konnte der Ehrenamtliche Frank Brückner Saft herstellen aus Äpfeln, Birnen und Pflaumen. „Er ist mir zusammen mit den anderen Ehrenamtlichen eine große Hilfe. Herr Brückner ist sehr belesen und kümmert sich einfach um alles“, sagt Karola Stolz. Der frühere Hausmeister arbeite gerne im Garten. „Ich bin schon länger krankgeschrieben. Diese Arbeit darf ich aber noch machen“, sagt er.
Kinder sind begeistert
Jeden Mittwochvormittag kommen kleine Gruppen aus den Schulen in den Garten. Heute ist für Leon und Joey von der Leo-Atoll-Förderschule Laub zusammenrächen dran. Da Herbst ist, ist ihre Kleingruppe von vier Schülerinnen und Schüler auf zwei geschrumpft. „Die Klasse besteht eigentlich aus zwölf Schülerinnen und Schülern, aber da auch Hauswirtschaft dran ist, wird diese immer aufgeteilt, so dass nur vier Jungen und Mädchen am Mittwoch in den Garten gehen“, sagt Stolz.

„Die Kinder sind trotzdem total begeistert. Die Arbeit hier ist definitiv eine Bereicherung“, weiß ihre Lehrerin Kathrin Ender. „Hochbeete bauen war toll“, ruft der 14-jährige Leon. Der 15-jährige Joey fand bis jetzt das Anlegen des Komposts gut. „Auch im Winter wird es weitergehen“, sagt Karola Stolz. Denn dann werden aus Holz Nistkästen und Futterverteilhäuser entstehen, nach Vorbild des Naturschutzbundes Deutschlands. Die Mädchen und Jungen müssen dabei auch nicht draußen im Garten frieren. Das Projekt hat eigene Räume in der Mühlenstraße eins in Altentreptow. Die Nistkästen, welche im Winter 2024/2025 entstanden, wurden vom Bauhof in der gesamten Kleinstadt aufgehängt. „Die Kinder lernen im Garten, wieviel Arbeit von Saat bis Ernte hier drinsteckt. Aber vor allem entwickeln sie Vertrauen und Selbstbewusstsein“, ist Karola Stolz überzeugt. Auch gebe die Arbeit ein Stück weit Struktur, denn „auch das Aufräumen gehört dazu“.
Ein Lesesteinhaufen für Kleintiere entstand
In diesem Sommer entstand neben Pflanzflächen auch ein „Lesesteinhaufen“, eine aufgeschichtete Ansammlung von Steinen mit Erde bedeckt. „Das ist die neue Heimat von Echsen und anderen kleinen Tieren“, berichtet Karola Stolz. Im neuen Jahr soll ein Hühnerstall dazukommen. Eine alte Garage wird dafür auf dem Gelände an der Stadtmauer umgebaut. „Das machen wir alles selber.“ Finanziert wird das umfangreiche und auf Nachhaltigkeit angelegte Projekt unter anderem von der „Aktion Mensch“.
Einmal die Woche geht Karola Stolz darüber hinaus in die Lea-Toll-Förderschule und verschönert mit den Schülerinnen und Schülern der sechsten Klasse den Schulhof. Bänke wurden zum Beispiel zusammengebaut. Die Zusammenarbeit mit den Schulen, den dortigen Sozialarbeitern und auch mit den Streetworkern in der Kleinstadt ist langsam gewachsen, sagt Karola Stolz. Regelmäßig schaut Bürgermeisterin Claudia Ellgoth vorbei.
Diakonie-Projekte wollen verbinden
„Wir wollen verbinden, Barrieren abbauen und Gemeinschaft bilden“, fasst Karola Stolz die Diakonieprojekte in der Mühlenstraße eins zusammen. Neben dem Gartenprojekt gibt es dort auch eine Tagesstätte, die sich auch für kulturelle Angebote öffnet, und Beratungsangebote. So entstand 2024 eine inklusive Theatergruppe. Jetzt haben sie zusammen mit Projektleiter Jan Holten „das Märchen von der verlorenen Freude“ entwickelt: Eine Prinzessin hat Geburtstag, aber sie kann sich nicht mehr freuen. Das ganze Land rätselt, warum und wer ihr helfen kann. Eventuell der Held? Kostüme wurden genäht, Perücken gewaschen, ein drehbares Bühnenbild gemeinsam entworfen und gebaut.
Ein Theaterstück soll es sein für Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren. Am Samstag, 25. Oktober, um 18 Uhr ist im Kaminsaal des LEG in der Rudolph-Breitscheid-Straße 28 von Altentreptow Premiere. Weitere Aufführungen gibt es am Donnerstag, 30. Oktober, auch um 18 Uhr. Und am Sonntag, 2. November, um 16 Uhr. Die Schauspielerinnen und Schauspieler bitten darum, dass die Gäste ungefähr 20 Minuten vor der Aufführung da sind. Der Eintritt ist frei.
