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DRK-Präsidentin: Pflege unbezahlbar – Katastrophenschutz schwach

Immer mehr bezahlen – und dennoch unsichere Aussichten? Pflege treibt Menschen in die Armut, zugleich fehlt Krisenvorsorge. Die DRK-Präsidentin kritisiert diese Defizite und dringt auf Reformen.

Die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, sieht gleich zwei Großbaustellen in Deutschland. Pflegebedürftigkeit drohe zur Armutsfalle zu werden, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). Dies sei “eine riesige Belastung”, die sich viele schon jetzt nicht mehr leisten könnten.

Die Expertin forderte eine Deckelung des Eigenanteils. Die Selbstbeteiligung soll dadurch nicht wie bisher nach oben offen, sondern planbar sein. In diesem Fall würden die Pflegeversicherung und der Staat die darüber hinausgehenden Kosten tragen (“Sockel-Spitze-Tausch”). “So würden Preissteigerungen in der Pflege nicht mehr ungedeckelt an die Pflegebedürftigen weitergegeben werden”, ergänzte Hasselfeldt. Auf eine maximale Höhe des Eigenanteils wollte sie sich allerdings nicht festlegen.

Zuletzt war die Pflege für Heimbewohner weiter teurer geworden. Die Zahlungen aus eigener Tasche während des ersten Jahres in der Einrichtung überschritten jetzt im bundesweiten Schnitt die Marke von 3.000 Euro im Monat, wie eine Auswertung des Verbands der Ersatzkassen ergab.

Sie rechne auch in künftigen Jahrgängen mit Schwierigkeiten, mahnte Hasselfeldt – und verwies auch auf die Verdoppelung der Pflegebedürftigen innerhalb der vergangenen 20 Jahre. Diese Zahl werde weiter steigen; gleichzeitig stagniere die Zahl des Pflegefachpersonals weitgehend.

Zudem sieht die DRK-Präsidentin das Land nicht ausreichend auf Katastrophen- und Krisenfälle vorbereitet. Es brauche neue Schutzräume, “Ausstattung, die auch Vorräte für den Krisenfall umfasst, Menschen, die im Ernstfall versorgen können und eine größere Widerstandsfähigkeit der Gesamtbevölkerung”. In jedem dieser Punkte sehe sie derzeit “enorme Defizite”.

In Debatten über äußere Sicherheit werde zu wenig darüber nachgedacht, wie die hiesige Bevölkerung geschützt werden könne, kritisierte die frühere Bundesministerin und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. “Leider ist es kein Hirngespinst, dass wir uns auf bewaffnete Konflikte vorbereiten müssen und auch Unwetterkatastrophen größeren Ausmaßes erleben werden”.