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Drama zu NS-Morden: Darstellerin mit Down-Syndrom in der Hauptrolle

Das Bremer Zentrum für Kunst bringt an diesem Wochenende ein Drama zu den „Euthanasie“-Morden im Nationalsozialismus auf die Bühne, in dem eine Schauspielerin mit Down-Syndrom die Hauptrolle spielt. In dem Stück „T4. Ophelias Garten“ steht die Bremerin Neele Buchholz als Titelfigur im Rampenlicht. Das Schauspiel stammt vom italienischen Autor Pietro Floridia und war in Bremen erstmals am Freitagabend in einer Bearbeitung des Berliner Regisseurs David Stöhr zu sehen.

Der nationalsozialistischen „Aktion T4“ fielen mehr als 70.000 Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen in Deutschland zum Opfer, den Krankenmorden in der NS-Zeit europaweit über 200.000 Menschen. Darüber hinaus wurden ungefähr 400.000 Menschen zwangssterilisiert. Benannt wurde die Aktion nach der Adresse der Planungszentrale in der Berliner Tiergartenstraße 4. Hitler ließ sechs Vergasungsstätten für den Massenmord errichten.

Die Inszenierung könne kaum aktueller sein, bekräftigte Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) zu Beginn der Bremer Premiere laut Redemanuskript. „Damals wie heute sprechen die Rechten nicht nur von massenhaften Abschiebungen von Menschen, die nicht in ihr nationalistisches Menschenbild passen. Sie planen sie ganz konkret in geheimen Zirkeln.“

Auch Bremens Landesbehindertenbeauftragter Arne Frankenstein betonte angesichts der gerade enthüllten Deportations-Pläne der Rechtsextremen die auch aktuell große Bedeutung des Bühnenstückes. Es sei ein klares Signal für die Menschenrechte und gegen Menschenfeinde. Die menschenfeindliche Ideologie rechtsextremer Kräfte in Deutschland mache ihm als behindertem Menschen seit längerem Angst. „Es ist an uns, sich dem entgegenzustellen.“

Die Inszenierung behandele die Frage, wie das Verbrechen an psychisch erkrankten, geistig und körperlich behinderten sowie „rassisch“ und sozial unerwünschten Personen aus einer Position der Betroffenheit heraus dargestellt werden könne, hieß es. Es sei eine Geschichte, die selten erzählt werde, sagte Regisseur David Stöhr. Die Inszenierung ermögliche eine Auseinandersetzung mit dem Thema, „ohne komplett vom Grauen überwältigt zu werden“.

Neele Buchholz ist eigenen Angaben zufolge die einzige hauptberuflich frei arbeitende Künstlerin mit Trisomie 21 in Bremen. Sie ist als Schauspielerin und als Tänzerin aktiv und lebt seit 2019 in einer inklusiven Wohngemeinschaft. Sie freue sich auf das Gastspiel in ihrer Heimatstadt, sagte die Darstellerin vor der Premiere und ergänzte: „Ich bin aufgeregt.“

Bis Sonntag (28. Januar) sind drei Aufführungen geplant, die unter anderem in Kooperation mit dem Bremer Landesbehindertenbeauftragten organisiert wurden und ausverkauft sind. Hintergrund der Bremer Termine ist der Tag des Gedenkens der Opfer des Nationalsozialismus am Sonnabend.