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Doppelausstellung zu Zwangsarbeit und Bauhaus nach 1933

Im ehemaligen Gauforum Weimar ist am Mittwoch ein Museum zu Zwangsarbeit im Nationalsozialismus eröffnet worden. Zwangsarbeit habe in aller Öffentlichkeit stattgefunden und doch sei deren Aufarbeitung zu lange vernachlässigt worden, sagte der Direktor der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, zur feierlichen Eröffnung. Das Haus dokumentiert die Verbrechen an europaweit rund 20 Millionen Menschen.

Kurator Daniel Logemann erklärte, die Ausstellung solle einen Eindruck von den Mechanismen vermitteln und wie diese für alle sichtbaren Verbrechen durch die Gesellschaft unwidersprochen hingenommen worden seien. Beispielhaft zeige die Ausstellung, wie bereits der Begriff Arbeit in wertvolle und minderwertige Tätigkeiten aufgespalten worden sei. Daneben stelle die Schau Opferbiografien und Täterperspektiven sowie die Aufarbeitung der Verbrechen in beiden deutschen Staaten nach 1945 dar.

Das Museum entstand laut Stiftung Gedenkstätten im ehemaligen Dienstsitz von Fritz Sauckel (1894-1946), dem Generalbevollmächtigten für den Reichsarbeitseinsatz. Die NS-Verbrechen seien damit Teil der Weimarer Stadtgeschichte. Das Thema zeige die gesellschaftliche Verankerung von NS-Verbrechen und deren Aktualitätsbezüge auf.

Zeitgleich eröffnete die Klassik-Stiftung Weimar im Schiller-Museum und zwei weiteren Häusern in der Stadt ihre dreigeteilte Jahresausstellung „Bauhaus und Nationalsozialismus“. Stiftungspräsidentin Ulrike Lorenz sagte, die Ausstellung wolle einen differenzierten Blick auf das Bauhaus Weimar als Gründungsort der bedeutendsten Design- und Architekturschule des 20. Jahrhunderts vermitteln.

Die Schau zeige rund 450 Kunstobjekte aus Privatsammlungen und renommierten Museen in Europa und den USA. Die Werke verdeutlichten die komplexe politische Geschichte des Bauhauses bis zur Schließung 1933 und zeigen die äußerst unterschiedlichen Lebenswege der Bauhäusler während der Zeit des Nationalsozialismus.

Rund 900 der 1.200 Bauhäusler blieben laut Lorenz nach 1933 in Deutschland. Der Umgang einzelner Kunstschaffenden mit dem Regime reichte von Widerstand über den Gang ins Exil bis hin zur Anpassung. Mindestens 21 Künstlerinnen und Künstler wurden in NS-Gefängnissen oder Konzentrationslagern umgebracht. Doch die Mehrheit sei unbehelligt in Deutschland geblieben. Die ehemaligen Bauhaus-Studierenden beteiligten sich an NS-Propagandaausstellungen oder entwarfen Filmplakate, Möbel, Haushaltswaren und sogar Hitler-Büsten.

Vorausgegangen sei der Ausstellung eine mehrjährige Forschungsarbeit. Dabei habe sich gezeigt, dass für etwa 200 ehemalige Bauhaus-Studenten eine Mitgliedschaft in NSDAP, SS oder SA nachgewiesen werden könne. Umgekehrt habe sich vereinzelt gezeigt, dass Künstler nach 1945 vor allem im Ausland eine Zugehörigkeit zum Bauhaus für sich behaupteten, die nie bestanden habe.

Die Doppeleröffnung sei bewusst auf den 8. Mai als dem Tag der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus gelegt worden. Vor den diesjährigen Wahlen in Thüringen sei sie zudem ein Angebot zur gesellschaftlichen Auseinandersetzung über den wachsenden Rechtsextremismus.