Das evangelische Domstift in Brandenburg an der Havel lädt im September zu den Brandenburgischen Gewändertagen ein. An fünf Tagen werde dort Einblick in einen besonderen Domschatz gegeben, teilte das Domstift am Montag mit. Die Werkstatt für Textilrestaurierung zeige Textilien aus dem 12. und 15. Jahrhundert. Vom 4. bis 8. September würden täglich drei Führungen zu unterschiedlichen Themen mit der Expertin Geertje Gerhold angeboten.
Das Domstift verwahrt nach eigenen Angaben einen der größten liturgischen Textilschätze aus der vorreformatorischen Zeit Europas. Die etwa 120 Gewänder stammen aus dem 11. bis 19. Jahrhundert, die meisten aus dem 15. Jahrhundert. Alle Textilien seien im Dom St. Peter und Paul in Gottesdiensten getragen und verwendet worden, hieß es. Ein besonderes Stück sei das sogenannte Hungertuch aus der Zeit um 1290. Das vier mal vier Meter große Hungertuch sei die größte und älteste Stickerei im Brandenburger Textilschatz.
In den Jahresausstellungen des Dommuseums werden den Angaben zufolge jedes Jahr einige Stücke aus dem Textilschatz gezeigt. In der aktuellen Ausstellung „Keine Frau. Nirgends“ sind unter anderem ein Altarbehang nach einem Entwurf des preußischen Baumeisters Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) aus dem 19. Jahrhundert und ein Priestergewand aus dem 15. Jahrhundert zu sehen, das vorher als Kleid vermutlich von Kurfürstin Katharina von Sachsen (1421-1476) getragen wurde. Katharina von Sachsen war ab 1441 mit Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg (1413-1471) verheiratet.