One Battle After Another (USA 2025)
Bob Ferguson (Leonardo DiCaprio) gehörte einst zu einer berüchtigten Widerstandsgruppe namens „French 75“, die unter anderem Hunderte Insassen einer Abschiebehaftanstalt befreit hat. Rund 16 Jahre später lebt Bob gemeinsam mit Teenager-Tochter Willa (Chase Infiniti) unter neuer Identität in einer kalifornischen Kleinstadt und ist immer mehr von Paranoia getrieben. Denn er fürchtet, dass sich der ehemalige Militär-Colonel Steven Lockjaw (Sean Penn) an ihm rächen will. Als sich seine Befürchtungen bestätigen und es Lockjaw scheinbar auf Willa abgesehen hat, trommelt Bob einige alte Weggefährten zusammen, um sich Lockjaw ein für alle Mal entgegenzustellen. Regisseur Paul Thomas Anderson („There Will Be Blood“, „The Master“) kreiert mit der Verfilmung von Thomas Pynchons Roman „Vineland“ seinen bisher politischsten Film und verbindet außergewöhnlichen Action-Sequenzen mit bemerkenswert viel Humor. Leonardo DiCaprio und Newcomerin Chase Infiniti liefern als Vater-Tochter-Gespann darstellerische Glanzleistungen ab.
Regie und Buch: Paul Thomas Anderson. Vorlage: Thomas Pynchon. Mit Leonardo DiCaprio, Chase Infiniti, Teyana Taylor, Sean Penn, Regina Hall, Benicio del Toro, Alana Haim. Länge: 170 Minuten. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK): ab 16 Jahren. Filmbewertungsstelle (FBW): keine Angabe.
Die Möllner Briefe (Deutschland 2025)
Nach dem rassistischen Brandanschlag in Mölln 1992, bei dem drei Menschen starben, kam es zu Bekenntnissen der Solidarität, die nie bei den Hinterbliebenen ankamen. Die Briefe, die an die Familien der Opfer hätten weitergegeben werden sollen, befanden sich jahrelang im Möllner Stadtarchiv, ohne Beachtung zu finden. Die Dokumentarfilmerin Martina Priessner begleitet İbrahim Arslan, der den Anschlag überlebt hat, bei dem seine Schwester, Cousine und Großmutter starben. Arslan hält mit Gedenkveranstaltungen die Erinnerung an die Tat am Leben und bemüht sich um Antwort auf die Frage, warum die Betroffenen nie von den Briefen erfuhren. Der Film überzeugt durch eine zurückgenommene Bildgestaltung, die den Gedanken, Erfahrungen und Forderungen der Betroffenen Raum gibt
Regie und Buch: Martina Priessner. Länge: 96 Minuten. FSK: ohne Angabe. FBW: keine Angabe.
Von der evangelischen Filmjury als Film des Monats September ausgezeichnet.
Das tiefste Blau (Brasilien, Mexiko, Niederlande, Chile 2025)
In der heiter-gelassenen Gesellschaftsdystopie von Gabriel Mascaro werden alte Menschen in Rentnerkolonien verbannt, damit die Jüngeren die Produktivität des Landes aufrechterhalten können. Das soll auch mit der 77-jährigen Tereza (Denise Weinberg) passieren. Sie will sich ihre Freiheit aber nicht nehmen lassen und plant eine Flugreise. Dafür fehlt ihr allerdings die Genehmigung ihrer Tochter, und so lässt sie sich mit einem verwilderten Schmuggler (Rodrigo Santoro) auf einen Bootstrip durch den Dschungel ein. Der Film wandelt sich zu einem Roadmovie, in dessen Verlauf Tereza sich mit sympathischer Sturheit die Kontrolle über ihr Leben zurückholt. „Das tiefste Blau“ wurde auf der Berlinale mit dem Großen Preis der Jury und dem Preis der ökumenischen Jury ausgezeichnet und überzeugt durch die Hauptdarsteller und einen originellen, poetischen Tonfall.
Regie: Gabriel Mascaro. Buch: Gabriel Mascaro, Tibério Azul. Mit: Denise Weinberg, Rodrigo Santoro, Miriam Socarras, Adanilo, Rosa Malagueta, Clarissa Pinheiro. Länge: 85 Minuten. FSK: ab 6 Jahren. FBW: keine Angabe.
Drei Kilometer bis zum Ende der Welt (Rumänien 2024)
Der im vergangenen Jahr in Cannes mit der „Queer Palm“ ausgezeichnete Film von Emanuel Pârvu schildert mit unnachgiebiger Gründlichkeit das gesellschaftliche Klima eines Dorfs im Donaudelta in Rumänien. Adi, der 17-jährige Sohn eines Fischers, wird nachts auf dem Heimweg brutal zusammengeschlagen. Es ist ein homophober Angriff, aber solche existieren nicht für die Bewohner des Dorfes; man sucht die Schuld für das Verbrechen bei Adi selbst. Während die Polizei die Gewalttat vertuscht, bitten Adis Eltern einen Priester um Hilfe, der einen Exorzismus an dem jungen Mann durchführen soll. Nur Adis Freundin Ilinca und eine Beamtin vom Jugendamt unterstützen ihn. Der unerbittliche Naturalismus des Films fokussiert die Machtverhältnisse des Dorfes, Adis eigene Gedanken bleiben im Verborgenen.
Regie: Emanuel Pârvu. Buch: Emanuel Pârvu, Miruna Berescu. Mit: Bogdan Dumitrache, Ciprian Chiujdea, Laura Vasiliu, Valeriu Andria, Ingrid Micu-Berescu. Länge: 105 Minuten. FSK: ab 12 Jahren. FBW: keine Angabe.