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Diese Woche neu im Kino

Riefenstahl (Deutschland 2024)

Aus dem Nachlass der Nazi-Regisseurin Leni Riefenstahl ist unter der Produktion von Sandra Maischberger und der Regie von Andres Veiel ein entlarvender Dokumentarfilm entstanden, der die Versuche seiner Protagonistin, ihre Rolle im NS-Regime zu vertuschen, in den Mittelpunkt rückt. Der Film vertraut auf sein umfangreiches Material und kommt durch geschickte Montage weitgehend ohne Kommentar aus. Leni Riefenstahl entmystifiziert sich so selbst. Ihre „Fake News“, die Empfänglichkeit der nachkriegsdeutschen Gesellschaft dafür und die anhaltende, teils unkritische, teils bewusste Reproduktion ihrer Ästhetik sind Bezugspunkte zu aktuellen Diskursen, durch die der Film besondere Relevanz erhält.

Regie und Buch: Andres Veiel. Produktion: Sandra Maischberger. Länge: 115 Minuten. FSK: ab 12, ff. FBW: ohne Angabe. (epd)

Alter weißer Mann (Deutschland 2024)

Heinz Hellmich (Jan Josef Liefers), Familienpatriarch und leitender Angestellter in einer Telekommunikationsfirma, ist mit modernen Zeiten konfrontiert: Zwischen ihm und dem langersehnten Job steht das Streben des Unternehmens nach politischer Korrektheit. Um die eigene Weltoffenheit präsentieren zu können, lädt er zum Dinner ein, wobei ihm jedes erdenkliche Fettnäpfchen in die Quere kommt. Regisseur Simon Verhoeven hat 2016 in „Willkommen bei den Hartmanns“ bereits den Umgang mit Geflüchteten auf die Schippe genommen, nun nimmt er sich wandelnde Männlichkeitsbilder und vermeintliche Grenzen des Sagbaren vor. Das gelingt leichtfüßig und warmherzig, das Fazit ist ein einfaches Plädoyer: miteinander zu reden.

Regie und Buch: Simon Verhoeven. Mit: Elyas M’Barek, Nadja Uhl, Jan Josef Liefers, Denise M’Baye, Meltem Kaptan, Juri Winkler, Roxanne Rittmann. Länge: 114 Minuten. FSK: ab 6, ff. FBW: ohne Angabe. (epd)

Anora (USA 2024)

Anora (Mikey Madison), kurz Ani genannt, ist Prostituierte in New York. Eines Abends wird sie von dem jungen Russen Ivan (Mark Eydelshteyn) engagiert, Sohn schwerreicher Oligarchen. Aus einer Nacht wird eine Woche und schließlich nimmt die berauschte Ani sogar Ivans Heiratsantrag an. Dessen Eltern sind entsetzt: Sie entsenden ihren Kontaktmann Toros (Karren Karagulian), um die Ehe zu annullieren. Ivan ergreift panisch die Flucht und lässt die verdutzte Ani gemeinsam mit Toros und seinen Handlangern zurück. Aus der Not heraus schließt sich das unfreiwillige Quartett zusammen, um den Flüchtigen aufzuspüren, bevor die Eltern in New York eintreffen. Regisseur Sean Baker hat Erfahrung mit vorurteilsfreien wie humorvollen Milieu- und Charakterstudien. „Anora“ setzt dem die Krone auf, ist sensibel und vielschichtig. Bei den Filmfestspielen in Cannes gab es dafür die Goldene Palme.

Regie und Buch: Sean Baker. Mit: Mikey Madison, Mark Eydelshteyn, Paul Weissman, Lindsey Normington, Emily Weider, Luna Sofia Miranda, Yuriy Borisov, Karren Karagulian. Länge: 139 Minuten. FSK: ab 16, ff. FBW: ohne Angabe. (epd)

Dann gehste eben nach Parchim – Von der Leidenschaft des jungen Theaters (Deutschland 2024)

Das Junge Staatstheater im mecklenburgischen Parchim ist Dreh- und Angelpunkt für Dieter Schumanns Dokumentarfilm. Arikia und Gesa haben hier ihr erstes festes Engagement als Schauspielerinnen. Der Film folgt ihnen bei ihrem neuen Alltag und beleuchtet den Spiel- und Arbeitsbetrieb. Damit gelingt dem Film ein empathisches Doppelporträt zweier Jungschauspielerinnen, das zugleich die Bedeutung eines lebendigen Kulturlebens, gerade in der Provinz, hervorhebt.

Regie und Buch: Dieter Schumann. Mit: Arikia Orbán, Gesa Penthin, Thomas Albrecht-Ott, Julian Dietz, Marlene Eiberger, Leonhardt Engel, Julian Fuhrmann, Hannah Hamburger. Länge: 94 Minuten. FSK: ab 12, ff. FBW: ohne Angabe. (epd)