Elf Freunde müsst ihr sein – nicht elf Egoisten. Diese Überzeugung der Altvorderen im Fußball hält eine tiefe Einsicht fest: Die Mannschaft kommt nur dann zum Ziel, wenn nicht Einzelne auf Kosten der Anderen glänzen wollen.
Manchmal hat man den Eindruck: Von diesem Bekenntnis könnte sich nicht nur der aktuelle Sportbetrieb eine gehörige Portion abschneiden. Sondern auch die Weltpolitik.
Ob Europäische Union (Grexit), Dauerstreit zwischen Bund, Ländern und Kommunen oder das immerwährende Rangeln der Weltmächte bei den Vereinten Nationen(UN): Von Mannschaftsgeist ist dort wenig zu spüren.
Beispiel UN: Seit 70 Jahren versucht dieser Staatenbund, Interessen von Nationen und Bündnissen auszugleichen und Spannungen abzubauen (Seite 5). Nach zwei verheerenden Weltkriegen schien es damals nichts Wichtigeres zu geben, als weitere Kriege zu verhindern.
Tatsächlich hat sich nicht viel getan. Zwar ist – gottlob! – bislang kein dritter Weltkrieg ausgebrochen. Aber: Die Gewalt hat zugenommen. 21 Kriege und 424 bewaffnete politische Konflikte im Jahr 2014. Ein trauriger Rekord. Trotz aller hehren Worte und guten Absichten – regelmäßig scheitern die UN an den Einzelinteressen der Nationen. In jüngster Vergangenheit etwa im Fall von Syrien und der Ukraine.
Blockiert werden mögliche Konfliktlösungen im Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen. Die großen Weltmächte (allen voran USA, Russland und China) achten dort eifersüchtig auf eigene Anliegen. Das Gesamtwohl gerät automatisch in den Hintergrund.
„Amerika hat keine Freunde, sondern nur Interessen“, so brachte es der frühere US-Außenminister Henry Kissinger auf den Punkt. Und man darf annehmen, dass das für die anderen Mächte genauso gilt. Wie in einem Brennglas wird darin das Grundproblem der Politik deutlich, ob in der großen, weiten Welt oder daheim vor der Haustür – und vielleicht sogar das Grundproblem des Menschen schlechthin: Ich, ich, ich! Und danach Familie, mein Land, meine Verbündeten.
Und das gilt nicht nur in der Politik. Ob beim Drängeln auf der Autobahn, beim Mogeln in der Steuererklärung oder bei Börsenwetten gegen die Interessen anderer: Stets zeigt sich die Tendenz des Menschen, zuallererst an sich selbst zu denken.
Gott sei Dank ist das aber nur eine von zwei Grundregungen, die der Mensch in seinem Herzen trägt. Denn auf der anderen Seite ist er durchaus fähig, für das Wohl der anderen Sorge zu tragen. Es gibt mutmachende Beispiele von Menschen, Gemeinden oder Ländern, die über sich hinauswachsen und zum Beispiel in großer Zahl Flüchtlinge aufnehmen. Die Bibel sagt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Damit erinnert sie daran, wozu der Mensch in der Lage ist.
Etwas weniger „ich“. Etwas weniger „mein“. Und dafür etwas mehr das Große und Ganze im Blick behalten – das würde der Welt ein ordentliches Stück weiterhelfen.