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„Die Wirtschaft hat doch das Sagen“

Politisch linksextreme Einstellungen sind in Deutschland weit verbreitet. Neue Studie

Berlin – Knapp jeder dritte Ostdeutsche (28 Prozent) hat einer neuen Studie zufolge eine linksextreme Einstellung. Unter den Westdeutschen ist es jeder Siebte (14 Prozent), wie die Freie Universität Berlin (FU) mitteilte. Damit nehme ein Sechstel der Gesamtbevölkerung in Deutschland eine linksextreme beziehungsweise linksradikale Grundhaltung ein. Vier Prozent wiesen ein nahezu geschlossenes linksextremes Welt- und Gesellschaftsbild auf, 13 Prozent stimmten überwiegend den jeweiligen Facetten eines linksextremen Einstellungsmusters zu.
Bei der Untersuchung des Forschungsverbundes SED-Staat unter Leitung des Berliner Politikwissenschaftlers Klaus Schroeder wurden knapp 1400 Menschen zu typischen Aspekten eines linksextremen Weltbildes abgefragt. So sprachen sich knapp die Hälfte (46 Prozent) für die Abschaffung des staatlichen Gewaltmonopols aus. Mehr als 60 Prozent der Befragten halten die Demokratie nicht für eine echte Demokratie, da die Wirtschaft und nicht die Wähler das Sagen hätten.
Knapp 60 Prozent der Ostdeutschen und 37 Prozent der Westdeutschen bezeichneten Sozialismus und Kommunismus als eine gute Idee, die bisher nur schlecht ausgeführt wurde. 42 Prozent gaben an, dass für sie soziale Gleichheit aller Menschen wichtiger sei als die Freiheit des Einzelnen.
Ebenfalls weit verbreitet ist den Wissenschaftlern zufolge eine fundamentale Kritik an der Wirtschaftsordnung in Deutschland. Jeder Dritte stimmte der Auffassung zu, der Kapitalismus führe zwangsläufig zu Armut und Hunger, mehr als ein Drittel (37 Prozent) assoziierte Kapitalismus mit kriegerischen Auseinandersetzungen.
Etwa ein Sechstel bejahte die von Linksextremen aufgestellte Behauptung, „Kapitalismus führt letztlich zu Faschismus“. Ein ähnlich großer Anteil der Befragten (18 Prozent) sieht die Gefahr eines neuen Faschismus in Deutschland aufziehen. Ein Fünftel der Bevölkerung (Ostdeutschland: 24 Prozent; Westdeutschland: 19 Prozent) hält eine Verbesserung der Lebensbedingungen durch Reformen nicht für möglich und plädiert für eine Revolution.
Rund 50 Prozent der Befragten sahen ferner eine zunehmende Überwachung linker Systemkritiker durch Staat und Polizei. Etwas mehr als ein Viertel (27 Prozent) befürchten zudem, dass Deutschland durch eine zunehmende Überwachung von Bürgern auf dem Weg in eine neue Diktatur sei.