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Die Selbsttötung

Diskutiert wird heute: Warum nehmen sich so viele Menschen das Leben? Wie können wir Menschen beistehen, die suizidgefährdet sind?

Von Michael Witte

Diskutiert wird heute: Warum nehmen sich so viele Menschen das Leben? Wie können wir Menschen beistehen, die suizidgefährdet sind?

Nach einem deutlichen Rückgang der Suizide in Deutschland in den letzten drei Jahrzehnten ist es seit 2007 wieder zu einem Anstieg auf 10144 Suizide im Jahr 2011 gekommen. Alle 52 Minuten nimmt sich in Deutschland ein Mensch das Leben. Jährlich sterben mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Morde, illegalen Drogenkonsum und Aids zusammen. Suizidversuche sind etwa zehnmal so häufig wie Suizide. Sie werden häufiger von Frauen als von Männern unternommen.Die Suizidhäufigkeit nimmt mit dem Alter zu, jüngere Menschen unternehmen dagegen mehr Suizidversuche. Jeder Suizidtote hinterlässt fünf bis sieben Menschen, die durch den Verlust in schwere Krisen geraten können. Suizid, das heißt Selbsttötung, wird als neutraler Begriff verwendet. Der Begriff „Selbstmord“ (Mord = Verbrechen aus niederen Motiven) oder der die Not des Betroffenen verklärende Begriff „Freitod“ werden heute vermieden.

Der gegenwärtige Anstieg der Suizide hat vermutlich auch mit der Wirtschaftskrise im Euroraum zu tun. Schwierige soziale Verhältnisse und Arbeitslosigkeit tragen zur Erhöhung des individuellen Suizidrisikos bei. Im Einzelfall aber sind es zwischenmenschliche Konflikte, häufig Trennungskonflikte, die zum Auslöser werden. Hinter ihnen stehen meist tiefer sitzende Ursachen. Menschen, die sich bereits als Kind nicht geliebt gefühlt haben, die nicht lernten, selbst Entscheidungen zu treffen, die Konflikte nicht aktiv führen, sondern sich eher von Eltern, Partnern und anderen Personen bestimmen lassen, fühlen sich oftmals nicht in der Lage, ihr Leben selbst positiv zu gestalten. Sie entwickeln passive Handlungsstrategien und neigen in Lebenskrisen zu Suizidfantasien.

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