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„Die Opfer leben neben den Tätern“

Bei dem Völkermord in Ruanda wurden ab dem 7. April 1994 innerhalb von 100 Tagen mindestens 800000 Menschen ermordet. Dieses Jahr jährt sich das Massaker zum zwanzigsten Mal. Am 4. April 2014 hat der Deutsche Bundestag eine Entschließung verabschiedet, die des Völkermordes in Ruanda gedenkt und Unterstützung bei der Auseinandersetzung mit dem Genozid fordert. Tobias Barniske hat mit der ruandischen Botschafterin in Deutschland, Christine Nkulikiyinka, gesprochen.

Tobias Barniske hat mit der ruandischen Botschafterin in Deutschland, Christine Nkulikiyinka, gesprochen.Frau Botschafterin, der Völkermord in Ruanda 1994 schockierte die ganze Welt. Können Sie schildern, was genau damals passierte?Extremisten der Hutu-Mehrheit haben in unserem Land ein beispielloses Blutvergießen angerichtet. Vom 7. April 1994 an wurden in 100 Tagen bis zu eine Million Menschen ermordet. In erster Linie sollte die Tutsi-Minderheit ausgerottet werden; aber auch gemäßigte Hutu wurden Opfer des Massenmordes. Wie konnte es so weit kommen?Der Völkermord an den Tutsi war politisch motiviert und bis ins kleinste Detail durchgeplant. Die Ursachen des Konflikts liegen zum Teil in der Geschichte. Die früheren Kolonialmächte Deutschland und Belgien schürten die Unterschiede und bevorzugten zunächst die Tutsi als vermeintlich herrschende Schicht und später die Hutu. Hutu und Tutsi bezeichnen aber nicht unterschiedliche Ethnien, sondern soziale Gruppen. Alle Ruander, ohne Ausnahme, sprechen eine Sprache: Kinyarwanda. (…)

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