Von Harald Sommer
Am Sonntag Sexagesimae, sechzig Tage vor Ostern, haben alle Lesungen ein Thema: das Wort Gottes. Es ist Regel und Richtschnur für Glauben und Leben der Kirche. Allein durch Gottes Wort, allein durch den Glauben, allein durch Christus – das Grundgesetz evangelischer Existenz!Im Hebräerbrief ist vom Wort Gottes die Rede, von seiner Lebendigkeit und Kraft, von seiner durchdringenden Wirkung. Das Wort Gottes als Richter der Gedanken und Sinne des Herzens, vor dem niemand verborgen ist? Bis in die tiefsten Tiefen aufgedeckt, demaskiert und ohne Geheimnisse? Jeglicher Manipulation und Demütigung schutzlos ausgesetzt? Welch schreckliche Vision!Doch es geht um das rechte Hören. Der Text ist ein Epilog zu der im Brief verhandelten Sorge, die Gemeinde könnte vom lebendigen Gott abfallen und das verheißene Ziel – die Ruhe – verpassen. Der Schreiber vernimmt in der Anrede Gottes den Zuspruch, das Werben und Bemühen um seine Gemeinde. Er merkt, wie es diesem Gott keine Ruhe lässt: Er will und muss die angefochtene und müde Gemeinde wecken, ihr „in Seele und Geist, Mark und Bein“ hineindringen. Das klingt anders, als: Gott sieht alles! Es ist auch völlig anders gemeint, als es die meinen, die uns mit der Unausweichlichkeit dieser Erkenntnis konfrontieren.
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Predigttext für den Sonntag Sexagesimae: Hebräer 4,12–13