Wie synodal darf die katholische Kirche in Deutschland sein? Die Gespräche zwischen deutschen Bischöfen und dem Vatikan gehen weiter. Und das war 2025 sonst noch los.
Und wieder geht ein Jahr zu Ende, ein “heiliges” sogar für die katholische Kirche. Das zog auch viele Pilgergruppen aus Deutschland nach Rom. Geprägt war dieses katholische Jahr aber noch mehr vom Wechsel an der Spitze der Weltkirche.
Für drei deutsche Kirchenmänner stand aus diesem Grund im Mai ein ganz besonderes Ereignis an. Nach dem Tod von Papst Franziskus (2013-2025) am Ostermontag nahmen die Kardinäle Reinhard Marx, Rainer Maria Woelki und Gerhard Ludwig Müller am Konklave teil, aus dem am 8. Mai Robert Francis Prevost als Papst Leo XIV. hervorging.
Nicht nur der neue Papst, sondern vor allem das Heilige Jahr lockte viele deutsche Pilger in die Ewige Stadt. Viele Bistümer veranstalteten große Wallfahrten, Zehntausende nahmen daran teil. Der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, zog als Fazit: “Wenn es solche gesetzte Zeiten wie die Heiligen Jahre nicht gäbe, müsste man sie erfinden.”
Man werde in Deutschland ein “nationales synodales Gremium” einrichten, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, als Reaktion auf die Ergebnisse der Weltsynode im Oktober 2024. Rund ein Jahr später, im November 2025, war es dann so weit: Deutschland bekommt eine Synodalkonferenz. So wird das Gremium heißen, das den Synodalen Weg verstetigen soll. Darin sollen Bischöfe und Laien künftig gemeinsam beraten und entscheiden.
Der Vatikan muss dem neuen synodalen Gremium noch zustimmen. Auf dem Rückflug aus dem Libanon Anfang Dezember sagte Papst Leo XIV. mit Blick auf das deutsche Reformprojekt: “Also braucht es einen weiteren Dialog und weiteres ‘Zuhören’ in Deutschland selbst, so dass niemandes Stimme ausgeschlossen wird.” Er sei hoffnungsvoll, dass sich alles zum Guten wenden werde; er erwarte dazu aber auch Anpassungen auf beiden Seiten in Deutschland. Wenige Tage zuvor antwortete Leo XIV. auf die Frage, ob er sein “Okay” geben werde: “We shall see” (Wir werden sehen).
Nach mehreren kommunikativ durchwachsenen Jahren scheinen neue Gesprächsfäden zwischen der katholischen Kirche in Deutschland und dem Vatikan gesponnen zu sein. Schon seit drei Jahren trifft sich eine Gruppe deutscher Bischöfe regelmäßig mit Kurienvertretern. Zu denen zählt auch der Leiter der vatikanischen Bischofsbehörde; bis Mai war das der heutige Papst. Das bislang letzte Treffen dieser Art fand im November statt.
Neben dieser Gesprächsgruppe zog es einige Bischöfe bereits zu Privataudienzen mit Papst Leo XIV. in den Vatikan. Unter ihnen waren der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing (Limburg), Heiner Wilmer (Hildesheim), Bertram Meier (Augsburg) und Stephan Ackermann (Trier) sowie die Erzbischöfe Stefan Heße (Hamburg) und Udo Bentz (Paderborn).
Ein Streit schafft es in den katholischen Jahresrückblick – obwohl er in einer evangelischen Kirche spielt; genauer gesagt im Naumburger Dom. Die Kirchengemeinde hatte den Cranach-Triegel-Altar im Westchor aufstellen lassen, der Internationale Rat für Denkmalpflege sah darin jedoch ein Problem, da er die Sichtachse auf die zwölf Stifterfiguren des Doms beeinträchtige.
Eine vorübergehende Lösung des Disputs bringt ein besonderes Kirchenasyl: Seit Anfang November ist der von Lucas Cranach dem Älteren geschaffene und vom Leipziger Künstler Michael Triegel um zerstörte Teile vervollständigte Altar für zwei Jahre in der deutschsprachigen Kirche auf dem Campo Santo Teutonico neben dem Petersdom zu sehen.
Der Campo Santo hatte im zurückliegenden Jahr auch eine Personalie zu verkünden. Peter Klasvogt (58) ist seit Mitte September Rektor der Erzbruderschaft und Leiter des zugehörigen Priesterkollegs.
Keine Entwarnung, aber ein rückläufiger Trend zeichnet sich bei der Zahl der Kirchenaustritte ab. Aus der im Frühjahr von der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlichten Statistik geht hervor, dass 2024 321.611 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten sind. Im Jahr zuvor waren es 402.694, und 2022 sogar 522.652. Noch 23,7 Prozent der Deutschen gehören der katholischen Kirche an.
Nachdem die Bistümer zuletzt einen Rückgang bei der Kirchensteuer verzeichnen mussten, bescheinigte die im Sommer vorgelegte Statistik wieder einen leichten Anstieg. 2024 beliefen sich die Einnahmen der 27 Bistümer demnach auf 6,62 Milliarden Euro; 113 Millionen Euro oder 1,7 Prozent mehr als 2023. Inflationsbereinigt steht hier jedoch wie im vergangenen Jahr ein Rückgang.
Auch 2025 lässt das Thema Missbrauch die Kirche nicht los. Im Fokus standen in diesem Jahr das Bistum Würzburg sowie die Bistümer Trier und Augsburg, die am gleichen Tag ihre Missbrauchsgutachten vorstellten. In Passau werden noch in diesem Jahr die Ergebnisse einer einschlägigen Studie erwartet.
Drei Bistümer erhielten in diesem Jahr einen neuen Weihbischof. Andreas Geßmann wurde im Februar im Essener Dom geweiht. Ende November ernannte Papst Leo XIV. Martin Marahrens zum Weihbischof für das Bistum Hildesheim. Und wenige Tage zuvor wurde bekannt, dass der aus Indien stammende Pater Joshy George Pottackal als Mainzer Weihbischof der erste deutsche Bischof sein wird, der außerhalb Europas geboren wurde.
Zwei Bistümer sind derweil aktuell ohne Bischof an der Spitze: Im März nahm Papst Franziskus das altersbedingte Rücktrittsgesuch des Münsteraner Bischofs Felix Genn (75) an. Im Juni trat dann der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke (71) zurück. Als Grund nannte er “innere Ermüdung”. Für 2026 erwarten beide Bistümer einen neuen Hirten.