Das zurückliegende Kapitel 13 beschäftigte sich mit den letzten Dingen, mit der Endzeit. Aber man verstellt sich den Blick für diese Abschnitte, wenn man sie nur auf „jene Zeit am Ende aller Zeit“ bezieht. Und wenn man dann gar noch aus einigen vermeintlichen Hinweisen eine Jahreszahl für den Weltuntergang erschlüsseln will, wird es leicht ganz verdreht und magisch, also unbiblisch. Denn jede Zeit – und das war ausnahmslos so – hat Endzeitscharakter. Das war in den brutalen Verfolgungen Roms nicht anders als bei den Metzeleien des legendären König David, und es wurde noch viel schlimmer in den eisigen Todesbunkern Stalingrads. Ist es heute anders? Im Mittleren Osten oder in Afrika?
Markus hat diese weltweite Bedrängnis als Deutung direkt zur Passion Jesu gestellt: In diesem einen Menschen geht es um die ganze Welt! Die Abfolge der Ereignisse auf der „via dolorosa“, dieser „Schmerzensstraße“ Jesu, ist bei allen vier Evangelien ziemlich parallel aufgeschrieben. Sie ziehen sich über zwei Tage hin (14,1). Das Passafest bildet den Hintergrund, von dem her auch das Leiden Christi gedeutet werden muss, ja er selbst feiert es noch am Kreuz mit und betet die traditionellen Passa-Psalmen (22).
Passa erinnert an die Befreiung aus ägyptischer Fron. Jahwe erlöst sein Volk und führt es in die große Freiheit der Kinder Gottes. Das ist für Juden (und später auch Christen) ein zentraler Glaubenssatz. Wenn dann aber wie hier ein solches Freiheitsfest unter einer Besatzungsmacht gefeiert wird, dann versteht man sofort auch die Nervosität der römischen Sicherheitsorgane. Im Prozess Jesu ging es denen vor allem um Ruhe und weniger um Gerechtigkeit.
Das Passafest, genauer: die Vorbereitungen darauf, erklären auch die Hast, in der sich die einzelnen Schritte vollziehen. In Kapitel 14 spielt sich alles noch im häuslichen (Abendmahl), ja geradezu familiären (Salbung) Umfeld ab. Betanien liegt auf dem Ölberg, rund einen Kilometer östlich der Jerusalemer Altstadt, nur das Kidrontal ist dazwischen. Man hat von dort einen herrlichen Blick auf die „heilige Stadt“.
Von Donnerstag an werden die Markuslesungen durch die Abschiedsreden nach Johannes „aufgefüllt“. Da muss man sich vergegenwärtigen, dass das einen Wechsel in eine andere Kultur bedeutet. Während Markus vor orientalischem Hintergrund schreibt und möglicherweise sogar die „Christen am Nil“ im Blick hat, lebt Johannes mitten im Griechentum und nutzt dessen Begriffe und Vorstellungen.
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Woche vom 28. Februar bis 5. März Sonntag: Psalm 141 Montag: Markus 14,1-11 Dienstag: Markus 14,12-16 Mittwoch: Markus 14,17-25 Donnerstag: Johannes 14,1-14 Freitag: Johannes 14,15-26 Samstag: Johannes 14,27-31