Sonntag: Psalm 50
Montag: Offenbarung 21, 9-14
Dienstag: Offenbarung 21, 15-21
Mittwoch: Offenbarung 21, 22-27
Donnerstag: Offenbarung 22, 1-5
Freitag: Offenbarung 22, 6-15
Samstag: Offenbarung 22, 16-21
Trauen Sie sich zu träumen, Visionen für ein gutes Leben für sich in Gemeinschaft mit anderen und vielleicht auch in Gemeinschaft mit Gott zu entwerfen? Oder halten Sie es mit Helmut Schmidt, der befand: „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.“ Aber kommen wir wirklich ohne Visionen aus, wenn wir unser Leben, unsere Gesellschaft, unsere Kirche gestalten wollen?
Die sprachlose EKD scheint eher Helmut Schmidt zu folgen, dabei wären doch mutige Visionen gerade in unserer krisengeschüttelten Zeit so nötig. Es rächt sich heute, dass Evangelische Theologie von der Apokalypse des Johannes seit dem Septembertestament Luthers (1522) nichts mehr wissen will und so der Zukunft gegenüber einfallslos geworden ist.
Die Johannesapokalypse ist eine Theologie des Advents. Sie vertraut auf den kommenden Gott (vgl. Apk 1,4.8). Er ist nicht der Gott einer fernen Zukunft, die mit der Gegenwart nichts zu tun hätte. Unsere Gegenwart ist die Zeit seines Kommens. In dieser Gegenwart interpretiert, analysiert und kritisiert die Apokalypse die Missstände in der Welt und auch in den eigenen Versammlungen, die von vielfachen Konfliktlagen geprägt sind (vgl. Apk 2-3).
Sie trägt dabei die Zuversicht in die Welt, dass Gott mit seiner Schöpfungsmacht alles zurechtbringen wird; sein Recht durchsetzen, das Böse aus der Welt schafft, jede Träne abwischen (vgl. Apk. 7,17; 21,4) und einen neuen Lebensraum für alle Völker schaffen. Wer darauf vertraut, also Gott vertraut und sein Leben ab sofort mit Blick auf diese zukünftige Menschengemeinschaft und die Gemeinschaft mit Gott und Jesus Christus gestaltet, bezeugt die Kraft des Kommens Gottes jetzt, heute.
Man wird so nicht zu einem visionären Spinner, sondern zu einem Kind Gottes, dem das Gottvertrauen den Mut zum Hinsehen, zur Enthüllung all dessen gibt, was schiefläuft. Wer Gott vertraut, verzweifelt nicht, überfordert sich aber auch nicht, sondern nutzt zuversichtlich die eigenen Kräfte, um die Welt ein bisschen besser, schöner, gerechter zu gestalten.
Mit dieser Zuversicht überhebt man sich nicht. Es geht nicht darum, einen neuen Turm zu Babel zu bauen, wie es die Elon Musks sich selbst mit Gott verwechselnd anstreben. Es geht vielmehr darum, auf Gottes Kraft zu vertrauen, der allein einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird als Raum für das unfassbar schöne, Licht durchflutete, kostbare, Platz für alle Völker schaffende himmlische Jerusalem.