Sonntag: Psalm 93
Montag: Richter 1, 1-3.17-21
Dienstag: Richter 1, 27 – 2, 5
Mittwoch: Richter 2, 6-23
Donnerstag: Richter 4, 1-24
Freitag: Richter 5, 1-31
Samstag: Richter 6, 1-10
Es ist gar nicht so ganz einfach zu erklären, was ein Richter in Israel war. Jedenfalls war er kein Jurist, zumindest nicht im heutigen Sinn. Ein Richter war aber auch kein König. Die gab es damals in jenen Regionen (mal abgesehen von Ägypten und dem Zweistromland) auch noch nicht; sie regierten vielleicht über eine Stadt und ein Umland, das man mehr oder weniger von deren Mauer-Zinnen übersehen konnte. Könige waren aus heutiger Sicht in der Regel also eher wie Bürgermeister oder Landräte, mehr nicht.
Das erklärt aber, warum Israels Stämme in ständige Kämpfe verwickelt waren, manchmal in eher nachbarschaftliche Gefechte, manchmal aber auch in größere Kriegszüge gegen Städtebünde. Je nach Bedrohung standen dann an der Spitze des Aufgebotes charismatische Führer.
Der bekannteste (oder beliebteste) ist wohl Gideon. Andererseits gab es aber auch in friedlicheren Zeiten „kleine“ Richter wie Othniel, die halfen, die „Gesetze der Wüste“ aus der Nomadenzeit den Lebensverhältnissen der Sesshaftigkeit im verheißenen Land anzupassen, die ja völlig neue Konflikte im Zusammenleben der Menschen mit sich brachten. Die aktuellen Texte berichten auch von einer Frau – Debora –, die als Richterin in einer überaus schwierigen Lage Israel anführte. Das gab es also auch, zwar eher als Ausnahme, andererseits wird das Auftreten dieser bemerkenswerten Frau wie selbstverständlich geschildert – so als ob Frauen in der Gesellschaft auch sonst eine wichtige Rolle spielen konnten.
Das demonstriert auch die beherzte Jael, als der flüchtige Sisera bei ihr unterschlüpfte und dann von ihr brutal im Schlaf getötet wurde (4,21). Weiter gilt Debora unter vielen Aspekten mit Recht als eine der herausragenden Persönlichkeiten des Alten Testamentes.
Aber auch bei diesen Geschichten trifft zu, dass sich der geschilderte Konflikt auf einem regional doch sehr begrenzten Gebiet abgespielt hat, jedenfalls für heutige Maßstäbe. Die ehemals kanaanitische Festung Hazor liegt als imposanter Tell, also als Hügel aus den Schichten und Trümmern der historischen Stadt, am Westhang des Jordantales – ein wenig nördlich vom See Genezareth. Der weite Blick auf den schneebedeckten Hermon oder die vulkanischen Wellen der Golanhöhen lassen etwas von der strategischen Bedeutung dieser Festung ahnen. Das eigentliche Schlachtfeld aber ist die Ebene Jesreel, die sich zwischen Haifa und an der uralten Festung Megiddo (Harmaggedon) und am Berg Tabor vorbei bis nach Beth Shean erstreckt, jene legendäre Großstadt der Antike im Jordantal.