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Die Bibel lesen

Woche vom 13. bis 19. März

Sonntag:    Psalm 35, 1-16
Montag:     Johannes 12, 37-43
Dienstag:     Johannes 12, 44-50
Mittwoch:     Johannes 13, 1-11
Donnerstag:     Johannes 13, 12-20
Freitag:     Johannes 13, 21-30
Samstag:     Johannes 13, 31-35

Im 12. Kapitel des Johannesevangeliums wird erzählt, dass Jesus mit großem Jubel in Jerusalem einzieht – und doch bleibt das Unverständnis der Massen Jesu gegenüber bestehen. Auch seine Wunderzeichen wie die Wiederbelebung des Lazarus (Johannes 11) führen nicht zu dem, wofür Jesus wirbt: Vertrauen. „Obwohl er aber so viele Zeichen getan hatte vor ihnen, vertrauten sie nicht auf ihn“ (12,37, Übersetzung Alkier, Paulsen FNT 3).

Der Erzähler des Johannesevangeliums erklärt dieses mangelnde Vertrauen unter Rückgriff auf Jesaja mit der Verhärtung der Herzen, die die Fähigkeit zum Umdenken, Einlenken und Neuausrichten verhindert. Diese Erklärung zielt aber nicht auf die Ausgrenzung oder gar die Aufgabe der noch nicht Vertrauenden, sondern auf die hoffnungsvolle Aussage Gottes selbst: „Und ich werde sie heilen.“ (12,40) Verhärtete Herzen sind schwer, sehr schwer zu heilen, doch bei Gott ist nichts unmöglich.

Und darauf zielt ja das Johannesevangelium als Ganzes: Neu vertrauen lernen. Im Menschen Jesus Gott neu kennenlernen. Das in die Welt gekommene Licht als Leuchte des Lebens zu nutzen, nicht miteinander abzurechnen und vermeintlich „gerecht“ Schuld gegen Schuld aufzurechnen. Jesus ruft ins Vertrauen, nicht in den Gerichtssaal: „denn ich bin nicht gekommen, damit ich die Welt richte, sondern damit ich die Welt rette.“ (12,47)

Das Vertrauen zu Jesus ist Vertrauen zu Gott, dem Gott, der seine Schöpfung, jede Einzelne, jeden Einzelnen und wirklich alle Völker liebt. Unermessliche Liebe, die zugleich die Orientierung für das alltägliche Leben gibt. Und wie das geht, führt Jesus in einer Zeichenhandlung an seinen Schülern vor: Er wäscht ihnen die Füße (13,5). Er, der Lehrer, erweist seinen Schülern damit Ehrerbietung, Respekt und körperliche Vertrautheit. Was für ein Akt gegenseitiger Anerkennung, denn so nah lässt man niemand kommen, dem man nicht vertraut.

So sollen es alle machen, die Vertrauen zu Jesus und damit neues Gottvertrauen finden. Sich gegenseitig wohltun und sich nicht bestimmen lassen von Macht und Ohnmacht, Ober- und Unterordnung, Despotentum und Unterwerfung. Das ist ein wirklich frommer Wunsch mit enormen pädagogischen und politischen Effekten. Aber wer sagt denn, dass fromme Wünsche nicht erfüllt werden? Nur diejenigen, die nicht vertrauen auf die Liebe Gottes. Vertrauen wir uns Jesus als Lehrer an inmitten unserer von Angst, Ausbeutung, Machtmissbrauch und Krieg bestimmten Welt: „Darin werden alle erkennen, dass ihr mir Schüler seid, wenn ihr Liebe habt untereinander.“ (Johannes 13,35).

Stefan Alkier ist Professor für Neues Testament und Geschichte der Alten Kirche am Fachbereich evangelische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main.