Ostersonntag: Lukas 24, 1-12
Ostermontag: Lukas 24, 13-35
Dienstag: Lukas 24, 36-49
Mittwoch: Lukas 24, 50-53
Donnerstag: Kolosser 1, 1-14
Freitag: Kolosser 1, 15-23
Samstag: Kolosser 1, 24-29
Nein, von Zuhören, Verstehen und Vertrauen zeugt das Schlusskapitel des Lukasevangeliums nicht. Immer wieder hatte doch Jesus von Tod und Auferweckung gesprochen und man kann das Lukasevangelium so lesen, dass es genau darauf zielt: hören, verstehen und vertrauen in Gottes Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, die auch von der Macht menschlicher Gewalt und auch nicht von den Mächten des Bösen und des Todes begrenzt werden können. Jesus wird aus seiner engsten Schülergruppe heraus verraten und von zwei kollaborierenden Rechtssystemen am Kreuz ermordet. Im Zentrum der christlichen Erzählgemeinschaft steht diese Konfliktgeschichte und sie bliebe eine traurige Episode tragisch endender Helden, wenn nicht die entgrenzende Schöpfermacht Gottes wäre, die die Tragödie zu einer guten Geschichte wendete.
Und wir? Wie oft haben wir diese Geschichte gehört? Vertrauen wir in die Macht Gottes, die sogar Toten neues Leben zu schaffen vermag? Oder vertrauen wir eher der begrenzenden Macht des Todes und leben unsere Leben deshalb so furchtsam angepasst an das Machbare, scheinbar Alternativlose?
Die Frauen jedenfalls, die zum Grab gehen, um den Leichnam Jesu zu salben, hatten nicht verstanden wovon Jesus sprach, aber anders als im Markusevangelium erstarren sie nicht in Angst. Sie laufen zu den Schülern Jesu, die aber der guten Nachricht von der Auferweckung Jesu nicht vertrauen. Immerhin sieht sich Petrus genötigt, zum Grab zu laufen, findet es leer – und versteht immer noch nicht. Ein Karikaturist könnte ihn mit verblüfftem Gesicht zeichnen und in die Sprechblase ein „Hä“ mit Fragezeichen setzen.
Nein, Jesu Schüler können keine Vorbilder für uns sein, deswegen müssen wir uns zusammen mit ihnen von Lukas belehren lassen, um Auferweckung zu verstehen. Jesus erklärt erst den beiden auf dem Weg nach Emmaus und dann den anderen Schülern alles aus der Schrift. Diese handelt vom ersten Buch Mose an von der wunderbaren Schöpfermacht des gerechten und barmherzigen Gottes Israels. Die Welt ist kein Zufall unempfindsamer Physik, sondern wie auch immer sie naturwissenschaftlich erklärt werden kann, dem liebevollen Schöpfungswillen des Gottes zu danken, der Jesus von den Toten auferweckt hat. Worauf vertrauen wir? In die Begrenztheit der Logik des Berechenbaren oder in die Schöpfermacht Gottes, die unser Begreifen einschließt, darin aber nicht aufgeht, weil sie unerschöpflich ist. So lässt sich mit der Schrift Auferweckung denken. Vertrauen in Gottes Macht beginnt, wenn Herzen brennen und die schöne Geschichte von der Auferweckung Jesu zur eigenen Geschichte wird.
• Dr. Stefan Alkier ist Professor für Neues Testament und Geschichte der Alten Kirche am Fachbereich evangelische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main.