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Die Bibel lesen

Woche vom 15. bis 21. November Sonntag: Psalm 79 Montag: Jakobus 5,7-12 Dienstag: Jakobus 5,13-20 Mittwoch (Buß- und Bettag): Mt 24,1-14 Donnerstag: Mt 24,15-28 Freitag: Mt 24,29-31 Samstag: Mt 24,32-44

Der Jakobusbrief behandelt abschließend Themen ganz unterschiedlicher Art. Sie lassen darauf schließen, mit welchen Problemen die frühe Kirche zu tun hatte. Der Schwur (auf andere Götter) soll von Christen (vor Gericht und im Militär) nicht abgelegt werden. Ferner gibt es Kranke. Pest und Lepra waren fürchterliche Geißeln, aber auch Masern, überhaupt alles, was unter dem Begriff „Fieber“ lief. Die Ältesten (sonst die Priester) wurden auf jeden Fall informiert und hatten zu entscheiden, ob jemand in der Familie und Gemeinde bleiben konnte oder „krankgeschrieben“ werden musste, was oft hieß, isoliert oder sogar für immer (Lepra) von der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden. Hinzu kamen die sozialen Folgen in einer Zeit, in der Versicherungen im heutigen Sinn nicht existierten. Alles das, was heute selbstverständlich scheint, musste in jenen Zeiten die Familie oder eben die Gemeinde auffangen. Dafür wurden in den Gottesdiensten Kollekten gesammelt nach dem Motto: Wer hat, der gibt; wer braucht, der bekommt. Die Salbung der Patienten mit (meist warmem) Olivenöl war wohl vor allem eine medizinische Maßnahme und weniger das fast magische religiöse Ritual, zu dem es später von manchen gemacht wurde. Aber die Trennungslinien zwischen Religion und Medizin waren fließend. Das Leben war noch ganzheitlicher.

Natürlich ist der Buß- und Bettag bewusst ausgewählt, um an dem fast vergessenen Feiertag mit den Lesungen über die Endzeit zu beginnen. Die beiden Kapitel Matthäus 24 und 25 (Rede Jesu über die letzten Dinge) waren (siehe UK 41) bewusst dafür vorgesehen. Wie bei allen Bußrufen wollen auch diese nicht Angst und Schrecken verbreiten, sondern vor allem neue Hoffnung wecken. Buße heißt aufatmen und sich wieder aufrichten, weil „ich – wie Hiob – weiß, an wen ich mich im Gebet wenden“ und danach den Kurs korrigieren kann.
Aber auch nach der Auferstehung wird es für die Christenheit keine leichte Zukunft geben. Die traditionellen Horrorbilder vom Untergang der Nachbarstädte Sodom und Gomorra in grauer Vorzeit und die damals aktuellen von der Zerstörung Jerusalems, die so lange als Unterpfand für Gottes Zuwendung galt, jetzt aber noch nicht mal den Namen behalten durfte, stehen hinter den Worten des Textes. Aber sie erscheinen wohl auch symbolhaft für das, was immer wieder und immer noch in dieser Welt geschieht, nicht von Gott gewollt, sondern von den Menschen angerichtet: Coventry und Dresden, Hiroshima und Nagasaki, aber auch Guernica und Gaza, Bagdad und Aleppo. Der Druck zum Nachdenken, ja die Pflicht zur Wachsamkeit und Buße ist für die Menschen heute wieder dringender denn je.