Sonntag: Psalm 86
Montag: 1. Korinther 3, 1-8
Dienstag: 1. Korinther 3, 9-17
Mittwoch: 1. Korinther 3, 18-23
Donnerstag: 1. Korinther 4, 1-5
Freitag: 1. Korinther 4, 6-13
Samstag: 1. Korinther 4, 14-21
Paulus hat erfahren, dass es in der Gemeinde in Korinth üble Machtkämpfe und Konkurrenzstrukturen gibt. Solches solle es um Gottes und des Messias Willen nicht geben: „Denn ihr lebt noch gefangen in euren Begrenzungen. Wenn es bei euch Konkurrenzen und Streit gibt, seid ihr dann nicht Kinder eurer Zeit, die so leben, wie es in der Gesellschaft üblich ist?“ (3,3) Eindringlich wirbt Paulus um Solidarität, um ein Leben in gerechten Strukturen, deren Grundlage, die Thora, die Weisung Gottes, ist. Nur so dürfe eine Gemeinde miteinander leben, die sich auf den Messias gründe. Nur das sei ein Leben in Heiligkeit: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und Gottes Geistkraft in euch wohnt? Wer den Tempel Gottes zerstört, wird selbst Zerstörung erleben. Denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr.“ (3,16-17)
Mit der Bezeichnung „Heilige“ und dem Bild vom Tempel Gottes geht es nicht um Abgrenzung des „wahren“ Tempel Gottes vom Jerusalemer Tempel, wie ältere Auslegungen annehmen. „Es geht darum, die messianische Gemeinde in Korinth einzubeziehen in das Verhältnis des Volkes Israel zu Gott und das Verhältnis Gottes zu Israel. Auch die Menschen aus den Völkern gehören zum Gott Israels“, so Luise Schottroff. Solche Wahrnehmung spricht der Gemeinde große Würde und Kraft zu. Welch wunderbares Bild! Täglich sehen die Menschen in Korinth große und prächtige Tempel für meist römische Gottheiten.
„Nicht diese Marmortempel, ihr selbst in der Gemeinschaft eurer zerbrechlichen Leiber, seid Tempel, in dem der Eine Gott Israels wohnt.“
Paulus weiß, wie schwer es unter den realen zerstörerischen Strukturen im Römischen Reich ist, sich nicht korrumpieren zu lassen. Machtgier, Gerissenheit, die andere schädigt, Unterdrückung und Ausbeutung gehören zu den Gefahren der Welt. Es vergiftet alles, lässt Menschen zu Sklavinnen und Sklaven von Gewalt und Unrecht werden. Zum Messias und damit zu Gott zu gehören verändert alles. Es widerspricht dem, was ist: „Deshalb soll sich niemand bei den Leuten groß aufspielen. Niemandem seid ihr unterworfen: sei es Paulus, sei es Apollos, sei es Kephas, sei es Welt, sei es Leben, sei es Tod, sei es die Gegenwart, sei es die Zukunft. Alles ist euer, ihr aber gehört zum Messias, und der Messias zu Gott.“ (3,21-23) Deutlich klingt hier das Sch’ma Israel an (5. Mose 6,4), das Vertrauen auf den Einen Gott. Sein Werk ist es, „dass jetzt schon die Heilung der Welt spürbar ist: in der Gemeinschaft der Menschen mit dem Messias“.
• Quelle: Luise Schottroff, Der erste Brief an die Gemeinde in Korinth, Theologischer Kommentar zum Neuen Testament Band 7, Stuttgart 2013.