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Die Bibel lesen

Woche vom 28. April bis 4. Mai Sonntag: Psalm 116 Montag: Römer 14, 1-12 Dienstag: Römer 14, 13-23 Mittwoch: Römer 15, 1-6 Donnerstag: Römer 15, 7-13 Freitag: Römer 15, 14-21 Samstag: Römer 15, 22-33

Wie das ganze Leben als Gottesdienst zu verstehen sei, macht Paulus in Kapitel 14 anschaulicher. Wie auch in Korinth (1. Korinther 8), so scheint in Rom ein Konflikt hinsichtlich der Speisevorschriften zu herrschen: Die einen sagen, dass vor Gott nichts unrein sei und man alles essen dürfe. Die anderen meiden Fleisch aus Glaubensgründen.
Paulus betont nun, dass das, was jemand tut, in jedem Fall auf Gott bezogen und vor ihm zu verantworten sein muss. Das wiederum bedeutet, dass die Gemeinschaft im Blick sein soll. Wenn jemand „schwach“ im Glauben ist und deshalb kein Fleisch isst, soll er nicht durch jemanden, der „stark“ ist, auch noch bedrängt und verunsichert werden.
Was richtig oder falsch im Blick auf äußere Dinge ist, ist gegenüber dem Frieden untereinander immer eine zweite Frage. Darum bedeutet der Gottesdienst im Alltag, alles „vor Gott“, zu seiner Ehre und deshalb mit Rücksicht auf andere zu tun. Der Göttinger Physiker Georg Christoph Lichtenberg hat das im 18. Jahrhundert für sich so formuliert: „Unternimm nie etwas, wozu du nicht das Herz hast, dir den Segen des Himmels zu erbitten.“ Die eigene Überzeugung kann noch so richtig sein, wenn sie anderen schadet, kann kein Segen darauf liegen.
Paulus beschreibt abschließend seine Reisepläne. Er erwähnt dabei die Kollekte, die er der Gemeinde in Jerusalem bringen möchte: Die „Heidenchristen“ unterstützen die Armen dort. Sie bringen ihre Dankbarkeit dafür zum Ausdruck, dass sie in Christus Zugang zu Gott bekommen haben, der den jüdischen Jesusgläubigen schon vertraut war. Hier bildet sich das ab, was Paulus in den Kapiteln 9 bis 11 zum Verhältnis zwischen Juden und Nichtjuden gesagt hat.
Im letzten Kapitel lässt Paulus viele Menschen persönlich grüßen. Das hat dazu geführt, dass bezweifelt wird, ob das 16. Kapitel ursprünglich zum Römerbrief gehörte: Paulus kannte die Gemeinde in Rom gar nicht persönlich. Andererseits und abgesehen von dem Befund der ältesten Handschriften ist bekannt, dass die Menschen in der Antike eine erstaunliche Mobilität besaßen. Viele Personen, die Paulus grüßt, mag er anderswo kennengelernt haben.
Mit dem Lobpreis schließt der Brief und unterstreicht damit, wie er gelesen werden will.