Sonntag: Psalm 52
Montag: Offenbarung 21, 1-8
Dienstag: Offenbarung 21, 9-14
Mittwoch: Offenbarung 21, 15-27
Donnerstag: Offenbarung 22, 1-5
Freitag: Offenbarung 22, 6-15
Samstag: Offenbarung 22, 16-21
Die Schlusskapitel sind von gewaltiger Kraft, die trösten und Hoffnung schaffen kann, auch heute. Ein neues Jerusalem wird gebaut, eines, das durchsichtige Mauern hat und gläserne Tore. Sie müssen die Stadt nicht mehr militärisch abriegeln und vor Feinden schützen, sondern haben nur noch die Aufgabe, Gottes Herrlichkeit zu schmücken. Mauern und Tore haben nur noch die Aufgabe, zu leuchten und zu strahlen. Bemerkenswert ist vor allem, dass Jerusalem die Hauptstadt der Ewigkeit sein wird und nicht etwa eines der historischen Machtzentren wie Rom oder Babylon. Ausgerechnet diese uralte geschundene Tempelstadt auf den Bergen Judäas wird Gottes Hütte bei den Menschen sein und damit endlich das, was im Namen Jeruschalajim programmatisch anklingt: Symbol des Frieden für die ganze Welt.
In der gesamten Offenbarung kommt nicht der Hauch eines Gedankens an bewaffneten Widerstand vor. Auch das wäre ja denkbar gewesen: dass Christen sich gegen die Übergriffe des Staates organisiert hätten und ein Freiheitskampf wie etwa bei den Makkabäern in der jüdischen Geschichte stattgefunden hätte oder – später – die Bar Kochba-Aufstände, die schrecklich scheiterten und damals praktisch das Ende jüdischen Lebens im Heiligen Land bedeuteten.
Das neue Jerusalem ist eine Friedensstadt ohne Gewalt und auch ohne Schutz. Es wird kein Leid mehr sein, das Menschen sich gegenseitig zufügen, und es wird kein (Kriegs-)Geschrei mehr sein. Vor der Herrlichkeit Gottes werden alle Gegensätze und Gegenkräfte aufgelöst sein. Das ist die Hoffnung aller Menschen, die mit Christus verbunden sind. Dieses neue Jerusalem ist schon Wirklichkeit, aber eine, zu der Christen noch auf dem Wege sind.
Die Offenbarung will helfen, in schwierigsten Zeiten, in Jahren des Zusammenbruchs und der Zerstörung diese Hoffnung zu behalten und diesen Weg zu gehen.
Aber es gibt eben auch Zwischenzeiten des vorläufigen, des irdischen Friedens zumindest der Waffenruhe. Da ist die Aufgabe der Christen keineswegs nur das stille Dulden des Unrechts. Da gilt es vielmehr auszusäen und zu bauen, zu gestalten, mit allen Talenten zu wuchern und wie im alten Bund der Stadt Bestes zu suchen.
Die Offenbarung wäre missverstanden, wenn man sie als Geheimbuch für die kalendarische Entschlüsselung der Zukunft lesen würde. Alle, die das versucht haben, sind peinlich gescheitert. Vielmehr tröstet sie Christen in jenen entsetzlichen Ereignissen, in denen der Einzelne ohnmächtig ist wie in Hiroshima, Stalingrad, Dresden oder Coventry oder heute in Bagdad, Aleppo oder im Süd-Sudan und den vielen anderen Orten des apokalyptischen Grauens. Trotz allem ist Gott der Handelnde und nichts kann Christus aufhalten, wenn er sagt: Siehe, ich mache alles neu!