Sonntag: Psalm 48
Montag: Johannes 6, 28-40
Dienstag: Johannes 6, 41.59
Mittwoch: Johannes 6, 60-71
Donnerstag: Johannes 7, 1-13
Freitag: Johannes 7, 14-24
Samstag: Johannes 7, 25-39
Das Petrusbekenntnis ist auch im vierten Evangelium der Wendepunkt in Jesu Leben. Erneut beschreibt Johannes die Gespräche oder Reden Jesu so, dass die unmittelbar Beteiligten sie missverstehen mussten. Der Sinn der Worte wird erst später verstehbar. Nicht die Hörer, sondern erst die späteren Leser begreifen die Zusammenhänge: Er redet mit mir! Vielleicht liegt in dieser Beobachtung überhaupt das ganze Geheimnis des vierten Evangeliums.
Aus dem hoch im Norden gelegenen Galiläa wechselt die Handlung wieder in die Hauptstadt Jerusalem. Der Unterschied zwischen Jesu Brüdern und seinen Jüngern wird spürbar. Ob hinter dem „Offenbare dich doch vor der Welt!“ echte Sehnsucht nach Klarheit oder hinterhältiges Ausliefern und Preisgeben steht, mag dahingestellt bleiben. Es gab in der Bibel schon zuvor Brüder, die ihren Jüngsten in den Brunnen geworfen haben, weil er vom Vater bevorzugt schien (1. Mose 37). Hier wussten jedenfalls alle, dass der Aufenthalt Jesu in der Stadt des Tempels inzwischen lebensgefährlich geworden war. Seit der Heilung am Teich Bethesda, die am Sabbat geschah und so nahe am Heiligtum mit entsprechender Öffentlichkeitswirkung ablief, stand Jesus auf der Fahndungsliste. Aber „niemand redete offen über ihn“ (7, 13).
Jesus lässt sich aber nicht in Abläufe zwingen, sondern bestimmt sein Handeln selbst. Er geht heimlich auf das Laubhüttenfest, das noch heute an die Zeit der Wüstenwanderung erinnert, als man morgens oft nicht wusste, wo man abends sein Haupt zur Ruhe legen würde.
Selbstverständlich will Jesus sich auf dem Fest nicht verstecken. Er geht mitten in den Tempel, sammelt vielleicht an einer Säule oder vor einem Fenster einen Kreis von Menschen um sich und lehrt die Thora so wie es andere Lehrer dort seit alters her taten. Und das, was er lehrt, ist im Grunde mit wenigen Worten zusammenzufassen: Ihr habt die Thora! Wendet sie an! Und Jesus sagt von sich selber (Vers 16): Ich bin kein Neuer, keiner, der etwas anderes sagt, als was ihr schon lange wusstet, sondern bin gesandt vom Gott unserer Väter. Wenn ihr dessen Willen tut, werdet ihr merken, dass auch ich von ihm rede.
Das ist eine Predigt, die wiederum diese zwei Seiten hat: Auf der einen Seite ist sie eine herzliche Mahnung: Lebt doch endlich so, wie Gott es euch ermöglicht hat! Und auf der anderen Seite ist die Rede Jesu eine schroffe Anklage gegen die Heuchelei derer, die eine hochreligiöse Fassade aufrechthalten, obwohl die Lebensrealität eine brutale und unmenschliche Gesellschaftsordnung darstellt.