Auch die Worte in dieser Woche haben es in sich! Vers 6, 24 gehört offenbar noch zum Stichwort „Sorgen“. Der Begriff meint das von uns Menschen in schlechten, aber auch guten Zeiten immer wieder betriebene, Angst gelähmte hin und her Erwägen der verschiedenen Möglichkeiten, insbesondere das Beschwören der schlechten Varianten. Wenn gewissermaßen nur das uns bewegt, was alles an Negativem und Schlimmem kommen könnte, dann verstellt das den Blick auf die Liebe Gottes, die er heute zuteil werden lässt. Natürlich hat auch Jesus nichts gegen eine vernünftige Vorratswirtschaft. Und ebenso selbstverständlich will uns die tägliche Manna-Speisung auf der Wüstenwanderung (2. Mose 16) nicht davon abhalten, sinnvoll und planend an die Zukunft zu denken! Die Frage ist nur, welchen Rang diese Dinge in unserem Leben haben: Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so ergibt sich das andere wie von selbst (6, 33). Es geht um eine sinnvolle Prioritätensetzung. Und es kann immer ganz anders kommen als geplant.
Am Donnerstag geht es um die „regula aurea“, die „goldene Regel“ (7, 12), die als ethischer Leitsatz in nahezu allen Kulturen und Religionen ähnlich vorkommt. Im Deutschen lautet das Sprichwort „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu!“ Die positive Variante bei Jesus klingt deutlich umfassender. Viel später formuliert der große Königsberger Philosoph Immanuel Kant (1724-1804) seinen „kategorischen Imperativ der Pflicht“ in inzwischen gut protestantischer Tradition ebenfalls positiv: „Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen Naturgesetze werden sollte.“
Das Wort über die „enge Pforte“ leitet schon über zu dem mehrfachen Entweder-Oder, das die Bergpredigt abschließt: Das bequeme oder zielgerichtete Leben, das Heil oder das Verderben, guter Baum und schlechter Baum, Gehorsams-Wort und Gehorsams-Tun bis hin zu dem Gleichnis von den zwei Männern, von denen der eine sein „Lebensgebäude“ prunkvoll errichtete, aber am Ende unterging, weil er auf Sand gebaut hatte, wohingegen der Klügere von vorneherein auf Felsen gründete. Die Verkündigung Jesu ist also keine Geheimlehre, und sie gilt auch nicht nur für die Juden, sondern sie folgert aus ganz einfachen vernünftigen Überlegungen, die jede und jeder anstellen und in die Tat umsetzen kann. Die Bergpredigt ist alles andere als eine jenseitige Engelsethik, die erst für das zukünftige Leben in der Ewigkeit gedacht ist.
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Woche vom 19. bis 25. Juli Sonntag: Psalm 119, 9-16 Montag: Matthäus 6, 24-34 Dienstag: Matthäus 7, 1-6 Mittwoch: Matthäus 7, 7-11 Donnerstag: Matthäus 7, 12-23 Freitag: Matthäus 7, 24-29 Samstag: Matthäus 8, 1-4