Mecklenburg-Vorpommern ist beliebt bei Urlaubern. Doch wer auf barrierefreie Angebote angewiesen ist, wird nicht so oft fündig. Das weiß Peter Braun (74), Vorstandsvorsitzender des Allgemeinen Behindertenverbandes in MV, aus eigener Erfahrung. Denn er ist selbst seit vier Jahren ganz auf den Rollstuhl angewiesen. Dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte er, woran es bei der Barrierefreiheit insbesondere hapert.
epd: Wie schätzen Sie die derzeitigen Möglichkeiten für einen barrierefreien Urlaub in MV ein?
Peter Braun: Das kann man allgemein nicht sagen. Aber die Bedingungen sind nicht günstig, weil in den letzten Jahren in diesem Bereich nicht mehr viel investiert wurde. Ich kenne kein Beispiel, wo es alles gibt: barrierefreie Unterkünfte, barrierefreie Kulturangebote, barrierefreie Gaststätten und Toiletten sowie genügend Behinderten-Parkplätze. Für Sehbehinderte fehlen oft Leitsysteme. Und für Menschen mit Gehbinderungen gibt es an der Ostsee zu wenig barrierefreie Strandzugänge.
epd: Woran liegt das?
Braun: Menschen mit Beeinträchtigungen sind ja nur eine Randgruppe. Wenn der Tourismus boomt, interessiert es beispielsweise den Gaststättenbetreiber nicht, ob da noch ein, zwei Rollstuhlfahrer am Tag reinkommen oder nicht.
Außerdem müssten die Kommunen das Thema Barrierefreiheit immer im Hinterkopf haben, damit sie schrittweise die Barrieren abbauen. Wenn es in der Kommune aber keinen gibt, der das macht, etwa der Tourismusmanager, dann bleibt das alles Stückwerk. Und Stückwerk, da komm ich auch nicht durch mit dem Rollstuhl, etwa wenn Bordsteine nicht abgesenkt sind.
Es gibt aber auch positive Beispiele. Dazu gehören der Baumwipfelpfad in Ivenack oder auch der Tierpark in Ueckermünde.
epd: Was wünschen Sie sich denn?
Braun: Dass alle behindertengerechten Angebote in MV immer aktuell über eine App einsehbar sind. Das können wir als Behindertenverband aber nicht ehrenamtlich leisten.
Die Landespolitik müsste den Abbau von Barrieren mehr im Blick haben. Beispielsweise kommen Rollstuhlfahrer mit dem neuen Plenarsaal des Landtages nicht gut zurecht, denn da sind die Tische fest verschraubt, da hat man schiefe Ebenen und Kanten. Das ist ein barrieregebautes Objekt. Und das vom Land, wo die immer viel Papier beschreiben zum Thema Barrierefreiheit.
Ein anderes Beispiel ist der ÖPNV. Baustellen, Ersatzbusse, Bahnsteige mit Höhenunterschieden zu den Zügen und mehr erschweren das Fahren für Menschen mit Beeinträchtigungen. Unkoordiniert zwischen Bund und Ländern wirkt, dass Bahnsteige für Fernzüge eine Höhe von 76 Zentimetern erhalten, die Bahnsteige für Regionalzüge in MV aber nur 55 Zentimeter.