Düsseldorf – Das Land Nordrhein-Westfalen tut nach Auffassung des Theologen und Diakoniewissenschaftlers Uwe Becker nicht genug zur Bekämpfung von sozialer Ungleichheit. Becker warf der Landesregierung in Düsseldorf vor, sie bleibe allzu oft unter Verweis auf die föderale Struktur der Bundesrepublik untätig.
Die angestrebte vorbeugende Sozialpolitik sei ein „utopisches Zukunftsvorhaben bei gleichzeitiger Vernachlässigung der Gegenwart“, sagte der langjährige Vorstand der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe und Professor für Diakoniewissenschaft der Evangelischen Fachhochschule Bochum. Die Inklusion behinderter Menschen nannte er den „Ohnmachtsraum“ der Landespolitik.
Ministerialdirigent Martin Hennicke aus der NRW-Staatskanzlei hatte zuvor bei der Diskussionsveranstaltung des Forschungsinstituts für gesellschaftliche Weiterentwicklung erklärt, die Möglichkeiten des Landes zur Bekämpfung von Ungleichheit lägen vor allem im Bereich der Jugend- und Sozialpolitik. Dabei verwies Hennicke auf den Ausbau der Ganztagsschulen und Kitas sowie auf das längere gemeinsame Lernen. All dies seien Ansätze einer präventiven Politik, betonte er. Weitere Eingriffsmöglichkeiten des Landes sieht Hennicke bei der Stadtentwicklung, beim Hochschulausbau und der Förderung von Schulsozialarbeit.
Der Ministerialdirigent räumte ein, dass in sozial schwachen Stadtteilen und Regionen noch zu wenig geschehe, um Ungleichheiten zu bekämpfen. Er verwies jedoch auch darauf, dass die Landesregierung Kindertagesstätten in sozialen Brennpunkten stärker fördere als solche in Mittelstands-Vierteln. So würden die Einrichtungen in sozialen Brennpunkten mit mehr Personal ausgestattet. „Eventuell muss man das auch an Grundschulen tun“, sagte Hennicke. epd
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