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Diakonie: In Frauenhäusern fehlen über 14.000 Plätze

Sozialverbände fordern eine verlässliche und unabhängige Finanzierung für Frauenhäuser. Die Versprechen aus dem Koalitionsvertrag müssten umgesetzt werden.

Viele Frauenhäuser können Betroffenen keinen Platz mehr anbieten (Archivbild)
Viele Frauenhäuser können Betroffenen keinen Platz mehr anbieten (Archivbild)epd-bild / Heike Lyding

Sozialverbände fordern zum „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“, die Zahl der Plätze in Frauenhäusern deutlich zu erhöhen. Das sei wegen der „erschreckenden Zunahme häuslicher Gewalt“ dringend nötig, sagte Diakonievorstand Maria Loheide in Berlin. Auch müsse die Finanzierung der Hilfen abgesichert werden. Ähnlich äußerten sich auch die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und der Deutsche Frauenrat.

Anstieg der Gewalttaten durch Partner

Loheide verwies auf die Statistik des Bundeskriminalamtes, das für 2022 rund 240.500 Fälle häuslicher Gewalt registriert hat, davon etwa 157.800 im Kontext von Partnerschaftsgewalt. Das entspreche einem Anstieg der Gewalttaten durch Partner um 9,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Auch deshalb müsse die Infrastruktur bei den Hilfeeinrichtungen schnell ausgebaut werden. Derzeit fehlten 14.000 Plätze, wenn man die Empfehlung der Istanbul-Konvention, die Deutschland unterzeichnet hat, zugrunde lege. Demnach werden hierzulande mindestens 21.000 Frauenhausplätze benötigt. Laut Frauenhausstatistik 2022 gibt es aktuell nur 6.800 Plätze.

Einheitliche finanzielle Regelung nötig

„Frauenhäuser müssen schutzsuchende Frauen und ihre Kinder abweisen, weil keine Plätze frei sind. Das ist ein Skandal“, sagte Loheide. Der Bund müsse sein Versprechen aus dem Koalitionsvertrag zügig umsetzen und gemeinsam mit den Ländern eine einheitliche gesetzliche Regelung zur Finanzierung von Schutz und Hilfe bei Gewalt schaffen.

„Ein bedarfsgerechtes Hilfesystem für gewaltbetroffene Frauen existiert bis heute nicht in Deutschland“, erklärte AWO-Präsidentin Kathrin Sonnenholzner: „Voll belegte Frauenhäuser, weit entfernte Beratungsstellen, langwierige Gerichtsverfahren, das sind riesengroße Hürden für Frauen.“ Sie forderte den Ausbau des Gewaltschutzsystems und gleichzeitig einen bundeseinheitlichen Rechtsrahmen, um Schutz, Hilfe und Beratung verlässlich finanziell abzusichern.

Sylvia Haller, Vorstand des Deutschen Frauenrats, sagte, die Unterfinanzierung der Hilfestrukturen „sollte in einem reichen Land wie Deutschland längst überwunden sein“. Die Koalitionspartner seien jetzt gefragt, ein wirksames Gesetz auszuarbeiten, das alle Frauen schütze und Betroffene stärke.