Der Rundfunkrat der Deutschen Welle wählt heute einen neuen Intendanten. Favoritin ist DW-Verwaltungsdirektorin Barbara Massing. Das Verfahren sorgt wegen mangelnder Transparenz für Kritik.
Der Rundfunkrat der Deutschen Welle (DW) kommt heute zur Wahl eines neuen Intendanten zusammen. Der bisherige Amtsinhaber Peter Limbourg (64) tritt nach zwei Amtszeiten nicht mehr an. Der Wechsel an der Spitze des deutschen Auslandsrundfunks soll zum 1. Oktober erfolgen. Ursprünglich war die Wahl schon für Anfang Mai angesetzt, wurde aus Termingründen aber noch einmal verschoben.
Der Rundfunkrat der DW tagt nicht öffentlich, was aktuell vermehrt für Kritik sorgt. Die DW ist ARD-Mitglied und die einzige öffentlich-rechtliche Anstalt, bei der die Rundfunkratssitzungen grundsätzlich hinter verschlossenen Türen stattfinden. Auch am Wahlverfahren gab es Kritik. Zwar wurde der Posten öffentlich ausgeschrieben; über die Kandidaten, die eine aus dem Rundfunkrat besetzte Auswahlkommission benannte, wurde aber nichts mitgeteilt.
Dem Vernehmen nach soll die Kommission unter dem Vorsitz des Rundfunkratsvorsitzenden, dem Leiter des Katholischen Büros Berlin, Karl Jüsten, dem Rundfunkrat nur eine Person zur Wahl vorschlagen. Laut Branchenkreisen handelt es sich um die Verwaltungsdirektorin der DW, Barbara Massing. Die 54-Jährige gilt auch als Wunsch-Nachfolgekandidatin von Limbourg. In der Presse wurde Jüsten mit den Worten zitiert, die Öffentlichkeit werde “unmittelbar nach der Wahl informiert”.
Der deutsche Auslandssender bietet nach eigenen Angaben aktuell TV-, Hörfunk- und Online-Angebote in 32 Sprachen und beschäftigt unter seinen rund 4.000 Mitarbeitern Menschen aus mehr als 140 Nationen. Die Amtszeit des Intendanten oder der Intendantin bei der DW beträgt sechs Jahre. Der deutsche Auslandsrundfunk hat aktuell ein Budget von rund 400 Millionen Euro im Jahr und sitzt in Bonn und Berlin. Anders als ARD, ZDF und Deutschlandradio wird die DW nicht aus dem Rundfunkbeitrag, sondern aus Steuermitteln finanziert und fällt in den Zuständigkeitsbereich des Bundesministers für Kultur und Medien.