Artikel teilen:

Deutsche Katholiken erwarten Rückenwind von Papst Leo XIV.

Spitzenvertreter der deutschen Katholiken erhoffen sich vom neuen Papst Leo XIV. Unterstützung für ihren Reformkurs. Dessen „klaren Worte zu einer synodalen Kirche, die voranschreitet und für alle Menschen da sein will, sind eine Aussage, die uns auch als Kirche in Deutschland den Rücken stärkt“, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, in einer ersten Reaktion auf die Wahl am Donnerstagabend. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sagte zum gewählten US-Amerikaner Robert Francis Prevost: „Dies ist kein Mann von schnellen Antworten, sondern ein Mann des Zuhörens.“

Auch mit Leos Vorgänger Franziskus hätten es die Deutschen „jetzt nicht schwer unbedingt“ gehabt, sagte Marx am Donnerstagabend im „heute journal“ des ZDF. Zwar habe es immer mal wieder Diskussionen um die Reformen gegeben, „aber wir wurden ja nicht gestoppt“. Bei Papst Leo XIV. sehe er eine große Bereitschaft, „wirklich zuzuhören“. Der 69 Jahre alte Prevost ist der erste Papst, der aus den USA stammt.

Der Münchner Erzbischof Marx gehörte zu den 133 Kardinälen, die am Mittwochnachmittag in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan zur Wahl des Nachfolgers von Papst Franziskus zusammengekommen waren. Er sagte, Leo XIV. sei aufmerksam für das, was der andere denke. Für die anstehenden weiteren Diskussionen um den Synodalen Weg zu Veränderungen der katholischen Kirche in Deutschland sei er daher „sehr, sehr zuversichtlich“, sagte Marx.

Der Limburger Bischof Bätzing nannte die Wahl „hervorragend“. Der neue Papst werde „ein Brückenbauer im wahrsten Sinne des Wortes“ sein, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz: „Leo XIV. steht für Dialog und eine Kirche, die nicht um den eigenen Kirchturm kreist.“

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, der unter den deutschen Bischöfen dem Synodalen Weg kritisch gegenübersteht, erklärte, er sei „wirklich ganz froh und glücklich, dass wir so schnell einen neuen Heiligen Vater gefunden haben“. Auch Woelki war im Konklave wahlberechtigt. Die Wahl sei „ein wirklich bewegendes und auch tiefgehendes Ereignis und Erlebnis“ gewesen, sagt er.

Die deutsche Reformbewegung „Wir sind Kirche“ erklärte, sie hoffe, dass Leo XIV. den von Papst Franziskus begonnenen Weg der Erneuerung der Kirche tatkräftig fortsetzen werde: „Und wir appellieren an ihn, dies im synodalen Geist zu tun.“ Die Zukunft der christlichen Kirche sollte aus Sicht von „Wir sind Kirche“ unter der geistlichen Führung des Papstes von allen Gläubigen gestaltet werden.

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, äußerte sich erfreut, dass Leo XIV. in seiner ersten Ansprache klar formuliert habe: „Wir können eine synodale Kirche sein.“ Damit stelle er sich sehr deutlich hinter die Öffnung, die Papst Franziskus eingeleitet habe.

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend erwartet, dass der neue Papst „Verantwortung übernimmt für die tiefgreifenden strukturellen Reformen, die notwendig sind“. Genannt wurden die echte Beteiligung von Laien, der Zugang aller Geschlechter zu allen Ämtern der Kirche, eine theologische Anerkennung vielfältiger Lebensentwürfe sowie eine kompromisslose Aufarbeitung von Missbrauch. „Der neue Papst muss die Kirche nicht nur verwalten, sondern gestalten“, erklärte der Dachverband von 17 katholischen Jugendverbänden.