Die Zahl der registrierten Opfer häuslicher Gewalt in Deutschland hat im vergangenen Jahr offenbar erheblich zugenommen. Wie Recherchen der Welt bei den Innenministerien und Landeskriminalämtern der 16 Bundesländer ergaben, wurden bundesweit mehr als 255.000 Opfer von der Polizei registriert. Das entspricht einem Anstieg von etwa sieben Prozent gegenüber 2022. Als Täter wurden Partner, Ex-Partner und Familienangehörige erfasst. Zwei Drittel der Opfer sind Frauen. Die Dunkelziffer ist den Angaben zufolge hoch, weil sich viele Betroffene nicht trauen, Anzeige zu erstatten.
Am 10. und 11. Juni findet im brandenburgischen Cottbus der 29. Deutsche Präventionstag #DPT statt. (1/3) pic.twitter.com/WEi9gGzc0I
— Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ (@Hilfetelefon) June 4, 2024
Am Donnerstag stellen Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) mit dem Bundeskriminalamt (BKA) das Lagebild für 2023 vor. Danach sind in allen 16 Bundesländern mehr Opfer von häuslicher Gewalt registriert worden. Unter häusliche Gewalt fallen etwa Mord, Totschlag, Vergewaltigung und Freiheitsberaubung.
Bremen: höchster Zuwachs an häuslicher Gewalt
Größtenteils handelt es sich dem Lagebild zufolge bei verübten Taten aber um Körperverletzung, Bedrohung, Nötigung und Stalking. Zur häuslichen Gewalt gehören sowohl die “Partnerschaftsgewalt” (Partner, Ex-Partner, Lebensgemeinschaften) als auch die “innerfamiliäre Gewalt” (Verwandte). Beim Vergleich der Länder verzeichnet das Land Bremen/Bremerhaven mit 34,6 Prozent (3.791 Opfer) den stärksten Zuwachs. Den geringsten Anstieg bei der häuslichen Gewalt haben Thüringen (plus 1,1 Prozent, 6.551 Opfer), das Saarland (1,4 Prozent, 3.224 Opfer) und Rheinland-Pfalz (plus 1,7 Prozent, 13.810 Opfer).
Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, sagte der Zeitung: “Häusliche Gewalt hat viele Gesichter: Frauen und Männer aus allen gesellschaftlichen Schichten sind Opfer gewalttätiger Partner. Vergewaltigung in der Paarbeziehung ist so alltäglich wie Schläge oder Misshandlung mit Gegenständen.” Auch hohe Mietkosten und der knappe Wohnungsmarkt trügen dazu bei, häusliche Gewalt zu “verfestigen”.