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Deutlich mehr antisemitische Vorfälle in Brandenburg 2023

Die Zahl ist im vergangenen Jahr um 54 Prozent gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Allerdings spielt auch eine größere Bekanntheit der Fallstelle Antisemitismus eine Rolle bei der Zunahme der Meldungen.

Die Zahl antisemitischer Vorfälle in Brandenburg ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Die Zahl der gemeldeten Fälle stieg von 173 im Jahr 2022 auf 377 Fälle in 2023, wie der am Mittwoch in Potsdam vorgestellte Monitoring-Bericht der Fachstelle Antisemitismus Brandenburg (fab) ergab. Das ist ein Anstieg von 54 Prozent.

Der Vorstandsvorsitzende der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus, Dervis Hizarci, bezeichnete die Ergebnisse bei der Vorstellung als erschreckend. Die Initiative ist der Träger der Fachstelle. “Es macht deutlich, dass es eine große Bedrohung gibt”, sagte Hizarci.

Allerdings habe sich auch das Meldeverhalten geändert: Die Fachstelle werde bekannter, arbeite mit mehr Partnern zusammen, etwa der Antisemitismusbeauftragten der jüdischen Gemeinden, Diana Sandler, und erhalte auch dadurch mehr Meldungen: “Brandenburg macht im bundesweiten Vergleich keinen Unterschied – aber wir sind eben auch nicht besonders gut, was die antisemitischen Vorfälle betrifft.”

Der Leiter der Fachstelle, Joachim Seinfeld, erklärte, israelbezogener Antisemitismus habe seit dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober stark zugenommen. Diesem Bereich seien 54 Fälle zuzuordnen. Den mit Großteil mit 193 Fällen mache allerdings der sogenannte Post-Shoah-Antisemitismus aus. Darunter wird etwa Holocaustleugnung subsumiert

“Wenn man sich die Tatorte anguckt, muss man sagen, dass das Internet der Tatort Nummer eins ist”, sagte Seinfeld. “Das wird immer hemmungsloser.” Im Land selbst sind laut Bericht die Gedenkstätten eines der Hauptziele. In den Gedenkbüchern der KZ-Gedenkstätten Oranienburg und Sachsenhausen fänden sich etwa immer wieder antisemitische Äußerungen.