Ob Ablass oder LGBT-Pilgerfahrt, Konzerte oder Kunstschätze – Rom und der Vatikan putzen sich fürs große Jubiläumsjahr groß heraus. Des Papstes Wunsch: Auch wer als Tourist kommt, möge mit Hoffnung gestärkt zurückkehren.
“Alle Wege führen nach Rom”. Nicht nur deswegen reisen immer mehr Menschen in die Ewige Stadt. 35 Millionen waren es im vergangenen Jahr. Im kommenden Jahr wird ein noch deutlich größerer Ansturm erwartet. “Il Giubileo”, das große Jubiläumsjahr oder Heilige Jahr 2025, steht an. Eröffnet wird es von Papst Franziskus, der am 24. Dezember die Heilige Pforte, also das rechte Tor am Petersdom aufstößt. Das war seit dem letzten Heiligen Jahr zugemauert und wird in der Regel nur alle 25 Jahre geöffnet. Das Mega-Event steht unter dem Motto “Pilger der Hoffnung” – angesichts der Weltlage ein programmatischer Titel.
Das erste Heilige Jahr rief Papst Bonifaz VIII. im Jahr 1300 aus. Zunächst sollte es nur alle 100 Jahre stattfinden. Schon bald war jedes 25. Jahr ein Jubeljahr. Der Name kommt vom jüdisch-biblischen Erlassjahr, “schenat ha-jobel” genannt. Dieses sah alle 50 Jahre einen Schuldenerlass für alle Israeliten vor. Die lateinische Bibel übersetzte mit “annus iubilaeus” – und kreierte somit den Begriff des Jubiläums.
Gedacht ist das Heilige Jahr in erster Linie als religiöses Event. Es soll den christlichen Glauben als Gemeinschaft erlebbar machen und stärken. So sind für 2025 zahlreiche Veranstaltungen für unterschiedliche Gruppen geplant. Nicht nur kirchliche, auch berufliche und kulturelle Verbände und Organisationen werden angesprochen. Erstmals ist ein eigenes Pilgerwochenende für Mitglieder der LGBT-Community geplant.
In früheren Jahrhunderten stand im Heiligen Jahr der Jubiläums-Ablass im Vordergrund. Diesen Nachlass zeitlicher Sündenstrafen im Jenseits konnte erwerben, wer unter anderem als Pilger die Heilige Pforten der wichtigsten Kirchen durchschritt, an Messen teilnahm und beichtete. Den Ablass gibt es auch heute noch; vielen Katholiken aus aller Welt ist er nach wie vor wichtig.
Schon immer kamen zum Heiligen Jahr zahlreiche Pilger nach Rom. 2025 sollen es 32 Millionen mehr werden als sonst. Wie viele davon Pilger sind und wie viele Touristen, lässt sich schwer ausmachen. Das mag jeder für sich entscheiden. Für sie alle putzt sich auch die Stadt Rom heraus.
Derzeit werden nach und nach etliche Großbaustellen geschlossen: die Piazza Pia zwischen Engelsburg und Via della Conciliazione wird vom Autoverkehr befreit, die Piazza del Risorgimento nahe der Vatikanischen Museen neu strukturiert und ebenso renoviert wie die Piazza Navona, die Plätze vor dem Hauptbahnhof Stazione Termini und der Lateranbasilika sowie der Trevi-Brunnen.
Weil Rom nicht nur die Zentrale der katholischen Kirche beherbergt, sondern jede Menge Geschichte und Kultur, rüsten auch Museen und Konzertsäle fürs “Giubileo 2025”. Dessen Veranstaltungskalender listet Hunderte Veranstaltungen auf. Wer schon weiß, wann er reisen möchte, sollte sich Tickets – ob für Ausstellungen oder Konzerte – vorab online buchen.
Nach Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom wird der Papst am 26. Dezember eine ähnliche Zeremonie in einem römischen Gefängnis vornehmen: Dort ist erstmals eine Heilige Pforte eingerichtet – als Zeichen der Hoffnung für alle Inhaftierten weltweit, wie er in seiner Ankündigung zum Heiligen Jahr schrieb. Die Pforten der drei Papstbasiliken Sankt Johannes im Lateran, Sankt Paul vor den Mauern und Santa Maria Maggiore werden von Kardinälen aufgestoßen.
Sollte es dem einen oder der anderen gelingen, bei einer Pilgerfahrt nach Rom einen Hoffnungsanker auszuwerfen und daran Halt zu finden, wie Papst Franziskus unlängst sagte, wäre aus dessen Sicht viel gewonnen. Angesichts der Probleme in der Welt seien glaubwürdige Hoffnungsträger bitter nötig. Das Pilger-Maskottchen “Luce” im Manga-Stil soll dafür auch junge Menschen ansprechen.
Die sogenannte Bulle, mit der Franziskus das Jubeljahr ankündigte, trägt den Titel “Spes non confundit” (“Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen”). Als konkrete Zeichen und Appelle der Hoffnung nennt Papst Franziskus Friedenseinsatz, Engagement für Jugendliche, Senioren, Kranke, Arme und Migranten. Ebenso fordert er im Heiligen Jahr mehr ökologische und weltwirtschaftliche Gerechtigkeit.
Das nächste Heilige Jahr wäre 2050. Natürlich kann man auch 2026 oder 2027 nach Rom pilgern. Aber so viel Programm und mögliche Begegnungen wie 2025 bietet die Ewige Stadt nur “alle Jubeljahre”.