Der Orkan fällt das Schiff an wie ein brüllendes Tier und fegt die Männer von Bord – in den Tod: Hunderte Sängerinnen und Sänger besingen eine Schlüsselszene des Musicals „Amazing Grace“ über das Leben des Sklavenkapitäns John Newton. Der Seefahrer bekehrte sich in höchster Not zum christlichen Glauben, dichtete 1772 mit „Amazing Grace“ (deutsch: „Erstaunliche Gnade“) den weltweit bekanntesten Gospel-Song und kämpfte für die Abschaffung des Sklavenhandels.
Über 5000 Menschen haben am Wochenende in Minden eine Aufführung des Musicals gesehen. In zwei ausverkauften Vorstellungen am Samstag und Sonntag begeisterten namhafte Musical-Stars, ein Gospel-Quartett und Massenchöre mit jeweils 400 Sängern das Publikum.
Neben Musical-Größen wie Arne Stephan („Moulin Rouge“, „Cats“) in der Hauptrolle und Lucy Scherer („Tanz der Vampire“, „Les Miserables“) als Newtons Verlobte Polly war der Massenchor mit jeweils 400 Sängern bei beiden Aufführungen „der absolute Star“, sagt Marcel Volkmann von der Wittener Stiftung Creative Kirche. Mit stehenden Ovationen gefeiert wurden auch die Darbietungen des siebenjährigen Ben Wiedersprecher als junger John Newton und von Stefan Poslovski, Sonja Tièschky und Susanna Panzner als die „Dämonen“ Hass, Gleichgültigkeit und Angst.
Stehende Ovationen für Siebenjährigen
Der Wechsel von ergreifenden und mitreißenden Songs kennzeichnete das von dem Journalisten Andreas Malessa (Text) und dem norwegischen Gospelmusiker Tore W. Aas (Musik) geschriebene Stück.
Unter der musikalischen Gesamtleitung von Hans-Martin Sauter wirkten die Solisten mit dem Gospel-Quartett, dem Jungen Orchester NRW, dem Laki-Popchor des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg und den Hobby-Sängerinnen aus Ostwestfalen und dem angrenzenden Niedersachsen perfekt zusammen.
Die Massenchöre wurden von den Kantoren Harald Sieger aus Bad Oeynhausen am Samstag und Tobias Krügel aus Espelkamp am Sonntag dirigiert. Mehr als ein halbes Jahr hatten sich die insgesamt 800 Chorsänger auf die Aufführungen in Minden vorbereitet. Während des Stücks sammelte das Hilfswerk Brot für die Welt Spenden für seine Aktion „Gospel
Spenden gesammelt für Hilfsprojekte
für eine gerechtere Welt“ ein. Dabei kamen allein am Samstag über 5600 Euro für ein Projekt in Bangladesch zusammen. Kinder, die als Sklaven in Privathaushalten arbeiten mussten, finden dort ein neues Zuhause.
Nach der Premiere in Kassel und Aufführungen in Ludwigsburg war Minden die dritte Station des von der Stiftung Creative Kirche in Witten produzierten Musicals. Kooperationspartner waren die Evangelische Kirche von Westfalen, die Kirchenkreise Minden und Vlotho und die Initiative „Amigo – A Minden Gospel Festival“. Am Rande der Veranstaltungen warb die Creative Kirche bereits für ihr nächstes Großprojekt: Am 31. Oktober, dem Reformationstag, wird in der Dortmunder Westfalenhalle das Pop-Oratorium „Luther“ mit Symphonie-Orchester und einem Chor mit 2000 Sängern uraufgeführt.