Wie oft haben wir damals vor den Trachtenläden gestanden – meine kleine Tochter und ich. Zu jedem Oberbayern-Urlaub gehörte der kurze Traum vom Dirndlkleid. Aber es war und blieb nur ein Traum, denn tief im Innern ahnten wir wohl beide (ich sicher mehr als sie): Was in Bayern funktioniert, funktioniert in Westfalen noch lange nicht.
Nüchtern betrachtet greift in dieser Sache wohl das, was man als „Retsina-Effekt“ bezeichnen könnte – jenes Phänomen, dem die Süddeutsche Zeitung kürzlich ein Interview mit der Fachfrau Annemarie Foidl widmete. Die Frage war: Warum schmeckt der gleiche Wein im Urlaub eigentlich so viel besser als zuhause? Ihre Antwort: „Viele lokale Weine sind eingebettet in die Kultur – mit der jeweiligen Stimmung, dem Aroma, den Gerüchen.“ So weit, so klar. Aber die Tiroler Sommelière ging noch weiter: Ab einer gewissen Höhe, so erklärte sie, habe das nicht nur mit der Seele zu tun, sondern auch „mit dem Sensorischen“. Durch den veränderten Luftdruck verändere sich das Geschmacksempfinden.
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