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Der Landschaftsmaler

Menschen von hinten malen, in der Landschaft stehend, oft in der Dämmerung oder mit Mond. So könnte ein Steckbrief für den künstlerischen Stil von Caspar David Friedrich (1774-1840) lauten. Doch was den melancholischen Künstler bewegt hat, wie präzise er gezeichnet und wie er seine Bilder inszeniert hat – das alles ist von Samstag an in einer zweiteiligen Ausstellung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) zu erleben. Gezeigt werden im Albertinum und im Kupferstichkabinett mehr als 200 Werke von Friedrich und etlichen seiner Zeitgenossen.

Für die Generaldirektorin der Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, ist die nach Hamburg und Berlin nunmehr dritte Ausstellung der Höhepunkt des Friedrich-Jubiläumsjahres zum 250. Geburtstag am 5. September. Erst in Dresden sei Friedrich zum Romantiker geworden und habe angefangen zu malen, sagt Ackermann. Vorher sei er vor allem Zeichner gewesen. Das erklärt dann auch den Titel der Dresdner Präsentation „Wo alles begann“.

Laut der Direktorin des Albertinums, Hilke Wagner, sind alle Gemälde Friedrichs in Dresden entstanden, wo er mehr als 40 Jahre lebte und arbeitete. In die Elbestadt kam der Künstler 1798 und blieb. Dafür habe es vor allem zwei Gründe gegeben, sagt Wagner: die dort vorhandene Sammlung der Alten Mester und die Landschaft. Friedrich selbst schrieb in einem Brief, er wolle in Dresden die „Wunderwelt“ sehen und die „trefflichsten Kunstschätze“ sowie die umgebende „schöne Natur“.

Im Dresdner Albertinum sind bis zum 5. Januar 47 Gemälde von Friedrich zu sehen. Auf dunklem, grauschwarzen Grund sollen die Farben des romantischen Malers besser zum Leuchten kommen. Seinen Werken werden Landschaftsbilder aus der Gemäldegalerie Alte Meister gegenübergestellt, die der Romantiker einst in Dresden intensiv studierte.

Zu den herausragenden Leihgaben gehören „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ aus der Hamburger Kunsthalle sowie aus der Alten Nationalgalerie Berlin der „Mondaufgang am Meer“ und „Der Watzmann“. Friedrichs zeichnerisches Werk ist im Kupferstichkabinett im Dresdner Schloss zu erleben. Dort wird auch das „Karlsruher Skizzenbuch“ gezeigt, in jüngster Vergangenheit von mehreren Museen und privaten Geldgebern für rund 1,7 Millionen Euro erworben.

In Dresden liegt es in der Ausstellung nicht nur hinter Glas, sondern auch in einer Art Kabine mit transparentem Vorhang. Gäste werden gebeten, einzeln einzutreten, für einen ganz persönlichen Moment mit der Kunst des Romantikers. Das Büchlein aus dem Jahr 1804 ist eines von weltweit sechs erhaltenen Skizzenheften von Friedrich.

Akribisch gezeichnet hat der Künstler in der Natur. Dort wollte er „schauen und fühlen“. Die Direktorin des Kupferstich-Kabinetts, Stephanie Buck, betont: Diese Hingabe sei in seinen Skizzen zu sehen. Mit großer analytischer Klarheit und Präzision habe er die Landschaften der nahen Umgebung, etwa der Sächsischen Schweiz, in seinen Werken festgehalten, darunter viele Details, einzelne Bäume oder Felsen.

Friedrich war aber auch ein Konstrukteur. Später im Atelier habe er seine Bilder inszeniert und teilweise mathematisch konstruiert, etwa die Bildmitte oder Symmetrien, sagt Hilke Wagner. Darin spiegele er „eine göttliche Perfektion der Natur“. Auch die Kuratorin Petra Kuhlmann-Hodick beschreibt Friedrich als einen „hingebungsvoller Naturporträtisten“ und „strategischen Bildregisseur“.

Vorgestellt wird auch ein politischer Friedrich, der die Ereignisse seiner Zeit reflektierte. So etwa hat er die „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“ in Umhänge gehüllt, wie sie von Studenten als Bekenntnis zu freiheitlichen Bestrebungen getragen wurden.

Mehr Werke von Caspar David Friedrich gibt es ab 22. November in Weimar zu sehen. Dann eröffnet die Klassik Stiftung Weimar die Sonderausstellung „Caspar David Friedrich, Goethe und die Romantik in Weimar“. Zudem gehen 2025 einzelne Werke des Romantikers aus deutschen Sammlungen auf Reisen. In New York plant das Metropolitan Museum of Artist zu Ehren des Romantikers eine große Ausstellung unter dem Titel „Die Seele der Natur“.