Hamburg. Mit einer „freundlichen Erinnerung“ an die Spendenaktion „Rettungsringe“ macht der Hamburger Michel auf seine finanzielle Schieflage wegen der Corona-Pandemie aufmerksam. „Der Michel ist weiter in Not“, sagt Hauptpastor Alexander Röder. Prominente Schirmherren werben nun für die Aktion, bei der jeder eine Patenschaft für die echten Rettungsringe übernehmen kann, die an der Empore im Michel hängen. Liedermacherin Anna Depenbusch, Schauspieler Ben Becker, Moderatorin Anke Harnack und „Hamburger Abendblatt“-Chefredakteur Lars Haider sind alte und neue Paten des Projekts.
Krypta und Turm sind die Haupteinnahmequellen des Michel – doch die sind seit mehr als einem Jahr geschlossen. Es besuchen kaum Touristen den Michel. „Da nur 15 Prozent des Etats aus Kirchensteuermitteln bestehen – und auch die fallen wegen der Corona-Pandemie niedriger aus – ist die Lage prekär“, so Röder. Das vergangene Jahr habe der Michel gut überstanden, weil insgesamt eine halbe Million Euro gespendet wurde. Doch inzwischen sei eine gewissen Spendenmüdigkeit zu spüren.
Den Menschen fehlt die Kultur
Monatlich müsse eine Lücke von 50.000 Euro gedeckt werden. Gottesdienste darf der Michel feiern und nimmt somit zwar Spenden durch die Kollekten ein. Doch auch die seien deutlich geringer als sonst, so Röder. Sie liegen bei 150 bis 250 Euro, sofern die Kollekte an den Michel geht.
Es sei zu spüren, dass den Menschen auch die Kultur fehlt. Für die Gottesdienste bucht der Michel Künstler, die dann in der Kirche singen dürfen. „Damit zeigen wir Solidarität mit der Kultur und geben den Menschen ein bisschen was zurück.“ „Der Michel ist für Hamburg mehr als eine Kirche“, sagte Moderatorin Anke Harnack, die zu Beginn der Rettungsring-Aktion die Patenschaft für den Seenotrettungskreuzer „Hamburg“ übernahm und seitdem für Spenden für ihre Tauf-Kirche wirbt.
Schauspieler Ben Becker, der derzeit in Ludwigsburg probt, sagte in einer Videobotschaft: „Lasst uns alle dafür sorgen, dass die Pforten des Michel offen bleiben.“ Chansonsängerin Anna Depenbusch verbindet das gemeinsame Singen und das gemeinsame Stillsein mit dem Michel. Sie trat bereits, gemeinsam mit dem ehemaligen Michel-Kantor Manuel Gera, in der Hauptkirche auf. (epd)