Artikel teilen:

Der Gott Israels

Gedanken zum Predigttext für den 10. Sonntag nach Trinitatis.

Predigttext am 10. So nach Trinitatis/Israelsonntag: Johannes 4,19–2619 Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. 20 Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll. 21 Jesus spricht zu ihr: Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, dass ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. 22 Ihr wisst nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden. 23 Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, in der die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben. 24 Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. 25 Spricht die Frau zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, der da Christus heißt. Wenn dieser kommt, wird er uns alles verkündigen. 26 Jesus spricht zu ihr: Ich bin’s, der mit dir redet.

Von Matthias Loerbroks

Ich sehe, du bist ein Prophet, sagt die Frau aus Samaria, und meint damit nicht: ein Hellseher, der irgendwelche Heimlichkeiten erkennt, die kein Mensch wissen kann und soll. Sie ist da schon Frau Samaria geworden, Verkörperung ihres Volkes; Jesus hatte ihr im Stil Hoseas die Untreue S

amarias vorgehalten. Er redet als Jude zu Nichtjuden. Was immer seine Konflikte mit anderen Juden sind, und davon gibt es gerade im Johannesevangelium eine ganze Menge, im Gegenüber zu Nichtjuden wird er zum Sprecher seines Volkes: Ihr betet an, den ihr nicht kennt. Eine höchst beunruhigende Anrede an Nichtjuden. Jesus hält es für möglich, dass sie Gottesdienst feiern, fromm sind, Religiöses erleben und empfinden und doch keine Ahnung von Gott haben, den Gott Israels nicht kennen: Nichtjuden, die sich als wahres Israel verstehen und auch meinen, die jüdische Bibel besser zu verstehen als die Juden selbst, sie aber nur sehr zum Teil überhaupt gelten lassen.

Weiterlesen