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Der Dom zu Havelberg gehört nicht der Kirche

Havelberg in der Prignitz ist immer einer Reise wert. Die Besonderheiten des Ortes und der Kirchengemeinde mit dem weithin sichtbaren Dom erkundete Marina Mai.

Dom zu Havelberg
Dom zu HavelbergMax Tietze

Welcher Blick ist schöner? Der von der Stadt auf den Dom oder vom Domberg auf Havelauen und Altstadt von Havelberg? Man kann sich kaum entscheiden. Oder vielleicht doch der Dom selbst? Der ursprünglich romanische Bau, der im 14. Jahrhundert im gotischen Stil umgebaut wurde und mit der Reformation evangelisch wurde, liegt zwar in Sachsen-Anhalt, gehört aber zur Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO).

Das Besondere in Havelberg: Gebäude und Kirchengemeinde sind unterschiedlich zugeordnet

Doch genaugenommen gehört nicht das Gebäude, sondern lediglich die hier beheimatete evangelische Kirchengemeinde zur EKBO.

Das Domgebäude selbst wurde nach dem Ersten Weltkrieg verstaatlicht. 1996 wurde es Eigentum der Domstiftung Sachsen-Anhalt, die 2005 in die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt aufging. Stiftungssprecherin Manuela Werner sagt, dass viele Kirchengemeinden in Sachsen-Anhalt den Wunsch hätten, ihre Gebäude der Stiftung zu übereignen. Die Kapazitäten seien aber begrenzt und auf Dome, Klöster und wenige andere Sakralbauten wie beispielsweise Kapellen in Schlössern beschränkt.

 

Dom zu Havelberg
Dom zu HavelbergImago / Pond5

Zufriedenheit über die Gebäudeeigentümerschaft

In der Havelberger Kirchengemeinde ist man sehr zufrieden mit dieser Konstruktion, die der Gemeinde die Last nimmt, sich um Erhalt und Sanierung des riesigen mittelalterlichen Sakralbaus selbst zu kümmern. „Ich danke dem Herrn jeden Tag dafür“, sagt Pfarrer Teja Begrich. Die Gemeinde hat lediglich einen Nutzungsvertrag mit der Stiftung und ein Mitspracherecht beispielsweise bei der Erteilung von Drehgenehmigungen und bei Baufragen. Das liefe sehr harmonisch. „Große Bauvorhaben besprechen wir vorab gemeinsam. Wenn sich einzelne Ziegel lösen oder die Toiletten kaputt sind, geben wir der Stiftung Bescheid. Die kümmert sich.“ Konflikte gab es lediglich bei der Nutzung des Doms für Konzerte. „Das war aber vor meiner Zeit, ich kenne die Details nicht“, sagt der Pfarrer.

Dom beherbergt Prignitz-Museum

Neben der Gemeinde ist auch ein sehenswertes Museum zur Geschichte der Prignitz im Domgebäude untergebracht. Dort können Besucher*innen nicht nur die Geschichte der Kirchen in der Region kennenlernen, sondern es sind auch Zeugnisse der ersten Besiedlung oder Erinnerungsstücke von Aussiedlern ausgestellt, die nach 1945 hierhergebracht wurden. Eine Kapelle im Dom nutzt die kleine katholische Gemeinde für ihre Gottesdienste.

Dekanatsgarten und “Sorgenkind” Stadtkirche St. Laurentius

Die evangelische Gemeinde hat neben dem Dom einen Dekanatsgarten angelegt, den sie pflegt. Im Domladen, den Gemeindeglieder, aber auch konfessionslose Havelberger Frauen ehrenamtlich betreiben, werden Kräutertees aus eigenem Anbau verkauft, dazu Samen, Öle, Kräutersalze und Marmeladen. Rege Sanierungstätigkeit Seit 1996 hat die Stiftung umfangreiche Restaurierungsarbeiten am mittelalterlichen Dom durchgeführt. Der Ostflügel wurde statisch ertüchtigt, Glasfenster in verschiedenen Flügeln und Kapellen des Doms aus unterschiedlichen Jahrhunderten wurden saniert, Dacharbeiten durchgeführt.

Kreuzgang Dom zu Havelberg
Kreuzgang Dom zu HavelbergImago / Zoonar

Aktuell werden die Fenster energetisch saniert, was auf einen Wunsch der evangelischen Gemeinde zurückgeht, und die Sanierung des Daches des Südflügels vorbereitet. Für Letzteres müssen Ziegel nach historischem Vorbild eigens gegossen werden. Es sei gar nicht leicht, dafür eine Baufirma zu finden. Bauherrin bei diesen Arbeiten ist die Stiftung. Sie stellt auch die Förderanträge auf Drittmittel. „Wer unsere Gemeinde beneidet, sollte bedenken, dass wir mit der Stadtkirche St. Laurentius auf der Stadtinsel ein zweites Kirchengebäude haben, für das wir die Last der Bauthemen selbst stemmen müssen“, sagt Pfarrer Teja Begrich.

Stadtkirche St. Laurentius Havelberg
Stadtkirche St. Laurentius HavelbergImago / Richard Wareham

Diese Kirche sei feucht, eine Gefahr für die frisch sanierte Orgel. „Da muss noch viel gemacht werden.“

Kulturtermine in Havelberg und Umgebung im Sommer:

29. Juli, 18 Uhr: Abschlusskonzert der Internationalen Kammermusikakademie Nitzow (IKAN) in der Dorfkirche Nitzow

6. August, 17 Uhr: Havelberger Instrumentalensemble in der Stadtkirche St. Laurentius

12. August, 14 Uhr: Domweihfest im Dom St. Marien

Marina Mai ist freie Autorin