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Dem Weihnachtsmann per Infrarot auf der Spur

Sie schützen den nordamerikanischen Luftraum rund um die Uhr mit Satellitensystemen, Hochleistungsradar und Kampfjets. Einmal im Jahr, immer am 24. Dezember, beobachtetet die gemeinsame Luftabwehr der USA und Kanadas „NORAD“ (North American Aerospace Defense Command) in Colorado Springs (USA) ein ungewöhnliches Flugobjekt: den Schlitten des Weihnachtsmannes und seiner neun Rentiere.

Mit einem Augenzwinkern und viel Fantasie, aber trotzdem ernsthaft, helfen mehr als 1.000 uniformierte Mitarbeitende und Zivilpersonen dabei, die Neugier ungeduldiger Kinder in aller Welt mit Live-Updates über die Position von Santa Claus zu stillen und gleichzeitig das Geheimnis um die Legende des weihnachtlichen Gabenbringers zu bewahren. Und das seit nunmehr 70 Jahren.

Santa sei der „beste Pilot und Logistiker aller Zeiten“, sagt Norad-Pressesprecher John Ingle dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dabei sei die Energie und Freude des Weihnachtsmannes ungebrochen, auch wenn er schon sehr alt sei.

In den meisten Ländern besuche der Weihnachtsmann die Kinder am 24. Dezember zwischen 21 Uhr und Mitternacht. Wie es ihm jedoch gelinge, weltweit alle Geschenke in 24 Stunden auszuliefern, bleibe sein Geheimnis, sagt Ingle: „Historische Daten zeigen, dass wir seine Auffassung von Raum und Zeit nicht verstehen können.“

Die Frage, ob er es auch zu Kindern in Kriegs- und Krisengebieten schafft, beantwortet Ingle so: „Eine der großartigsten Eigenschaften von Santa ist es, Kindern auf der ganzen Welt Freude zu bereiten, egal wo sie sind und unter welchen Umständen sie leben.“

Begonnen hat alles am 24. Dezember 1955 mit einem Versehen. Ein kleines Mädchen wählte die Telefon-Hotline des Weihnachtsmannes, die in der Zeitungsanzeige eines Kaufhauses abgedruckt war. Da die Telefonnummer aber einen Zahlendreher aufwies, landete sie direkt beim streng geheimen Telefonanschluss von Colonel Harry Shoup, damals Einsatzleiter der US-Luftverteidigung. Geistesgegenwärtig wies der seine Mitarbeiter an, auf dem Radar nach Hinweisen auf Santa Claus zu suchen.

Seitdem habe es viele technologische Verbesserungen gegeben, um Santa aufzuspüren, erklärt John Ingle. Die rote Nase des Leit-Rentiers Rudolph habe die „Wärmesignatur einer Rakete“ und werde heute mittels Infrarotsensoren problemlos erkannt.

Den Luftsicherheits-Experten zufolge ist Santas Schlitten mit neun Rentierstärken ein vielseitiges Mehrzweckfahrzeug mit kurzen Start- und Landewegen, das weite Distanzen ohne neue Betankung zurücklegen und „schneller als jedes Kampfflugzeug fliegen“ kann.

Seine Reise beginnt der Weihnachtsmann vom Nordpol aus an der internationalen Datumsgrenze im Pazifischen Ozean. Dann reise er in westlicher Richtung weiter rund um den Erdball. Wann und wo genau sich der Weihnachtsmann gerade befindet, können Kinder aus aller Welt über Norads Santa-Live-Tracker am 24. Dezember erfahren: Er zeigt – erst an Heiligabend – eine Weltkarte, in der sich ein animierter Weihnachtsmannschlitten über den Globus bewegt. Zu verfolgen ist das über die Homepage und die App oder die Sozialen Medien.

Es geht aber auch ganz traditionell unter der Telefonnummer 001/877 446-6723 – wie damals im Jahr 1955, als alles begann. Englisch muss man dafür nicht können. Die Kinder dürften „selbstverständlich“ ihre Fragen auf Deutsch stellen, verspricht Ingle. Die Weihnachtsmann-Aufspürer hätten einen Übersetzungsservice für etwa 200 verschiedene Sprachen.