Nach seiner Vereidigung zum US-Präsidenten am Montag hat Donald Trump erneut Anspruch auf den Panamakanal für sein Land erhoben. Seit einem Jahrhundert verbindet der 82 Kilometer lange Kanal den Pazifischen Ozean mit der Karibik. Seine Baugeschichte ist mit Konflikten und menschlichem Leid verknüpft. Bis zur Vollendung brauchte es mehrere Anläufe.
Erstmals wagte sich 1879 der Erbauer des Suezkanals, der französische Ingenieur Ferdinand de Lesseps, an das Vorhaben im damaligen Staatsgebiet von Kolumbien. Zehn Jahre später musste das französische „Komitee für den Bau eines interozeanischen Kanals in Mittelamerika“ das Projekt aufgeben. Gelbfieber und Malaria hatten 22.000 Arbeiter hingerafft, immense technische Herausforderungen und Korruptionsaffären schreckten neue Geldgeber ab.
Nach einem Bürgerkrieg und massiver Verschuldung Kolumbiens traten 1903 die USA auf den Plan. Deren damaliger Präsident Theodore Roosevelt offerierte 40 Millionen Dollar für die Konzession zum Bau des Kanals. Als das kolumbianische Parlament dieses Angebot ablehnte, erklärte Panama – mit der Rückendeckung von US-Truppen – am 3. November 1903 seine Unabhängigkeit. Nach weiteren zehn Jahren Bauarbeiten vollendete der Generalmajor George W. Goethals den Kanal und eröffnete ihn 1914. Die harten Arbeitsbedingungen bezahlten weitere 5.609 Arbeiter aus der Karibik, Europa und Amerika mit ihrem Leben.
Der technische Durchbruch gelang den US-Ingenieuren dank eines Systems von Schleusen, welche die durchfahrenden Schiffe in den künstlichen Gatúnsee heben, der 26 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Am Ende werden die Schiffe dann wieder durch Schleusen abgesenkt. In jeder Schiffspassage werden durchschnittlich 200 Millionen Liter Süßwasser verbraucht. In Dürreperioden ist deshalb die Schiffsdurchfahrt gefährdet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die Spannungen um die Kanalzone in der Hand der Amerikaner zu. Lokale Arbeiter beklagten ausbeuterische Arbeitsbedingungen. Am 9. Januar 1964 versuchte eine Gruppe Panamaer, in der von den Vereinigten Staaten kontrollierten Zone eine panamaische Flagge zu hissen. Die US-Soldaten eröffneten das Feuer und töteten 20 Menschen. Dieses Massaker war Jahre später der Auslöser für die von den Präsidenten Jimmy Carter und Omar Torrijos unterzeichneten Verträge, welche 1977 die Rückgabe der Handelsstraße in panamaische Hände für den letzten Tag des 20. Jahrhunderts, den 31. Dezember 1999, festlegten.
Rund 14.000 Hochseeschiffe befahren heute jährlich den Panamakanal. Das Konsortium „CK Hutchison Holdings“ mit Sitz in Hongkong betreibt seit 1997 die Häfen Balboa und Cristóbal an den Enden der Wasserstrecke. Zu den größten Kunden des Kanals zählen Schiffe aus den Vereinigten Staaten und China. Rund zwei Drittel aller Waren, die in US-Häfen be- oder entladen werden, passieren die Wasserstraße in Panama. Etwa sechs Prozent des weltweiten Seehandels werden über diesen Handelsweg abgewickelt.