Im September 2018 hat ein unabhängiges Forscherteam eine wissenschaftliche Missbrauchsstudie für den Bereich der katholischen Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht. Bei der Untersuchung wurde der Missbrauch von 3.677 Kindern und Jugendlichen zwischen 1946 und 2015 ermittelt. 1.670 Kleriker wurden demnach des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Diese Zahlen lösten eine große Welle der Empörung aus und führten zu einem Anstieg der Kirchenaustrittszahlen. Eine Reihe von Bistümern veröffentlichte inzwischen auch eigene Missbrauchsstudien, etwa die Erzbistümer Köln und München und das Bistum Mainz.
62,8 Prozent der Betroffenen waren laut Studie männlich und 34,9 Prozent weiblich. Beim ersten sexuellen Missbrauch war die Hälfte (51,6 Prozent) der Betroffenen maximal 13 Jahre alt. Die Zahlen stellen laut dem Studienleiter Harald Dreßing jedoch nur die Spitze des Eisbergs dar, es sei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Als Datengrundlage dienten mehr als 38.000 Personalakten von Klerikern aus den 27 deutschen Bistümern.
In der Öffentlichkeit ist die Untersuchung „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ als MHG-Studie bekannt. Die Abkürzung leitet sich aus den Standorten der Wissenschaftler ab: Mannheim, Heidelberg und Gießen. Die Kosten für die Studie lagen bei rund einer Million Euro. Um Lehren aus der Missbrauchskrise zu ziehen, wurde 2019 ein umfangreiches Reformprojekt zwischen Bischöfen und Katholiken an der Kirchenbasis vereinbart, der sogenannte „Synodale Weg“.
Der Koordinator des Forschungsverbunds, Dreßing, wirkt auch bei der evangelischen Missbrauchsstudie mit. Der Mannheimer Forensische Psychiater leitet das Teilprojekt, das sich mit der Erfassung der Fallzahlen beschäftigt.