Hamburg. Am Mittwoch, 20. März, ist Frühlingsanfang in diesem Jahr. Tagsdrauf ist Vollmond, also der erste im Frühling. Nach der alten Faustregel zur Berechnung des Osterdatums könnte daher am folgenden Sonntag, 24. März, Ostern sein – als Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Doch Ostern 2019 ist erst am 21. April – nach dem zweiten Frühlingsvollmond am 19. April. Die gängige Faustregel stimmt also nicht in diesem Jahr. Experten nennen dies das "Oster-Paradox". Grund dafür sind uralte Kirchen-Formeln, die sich nicht an aktuellen Daten orientieren, sondern festgelegten Regeln folgen.
Ostern ist ein bewegliches Kalenderfest. Es pendelt Jahr für Jahr zwischen dem 22. März als frühestem und dem 25. April als spätestem Termin. Zur Bestimmung des jeweils gültigen Datums wurden bereits im Jahr 325 auf dem Konzil von Nicäa drei Kriterien festgelegt: Der Frühling, der Vollmond und der jeweils nächste Sonntag. Dabei wurde der Frühlingsanfang mit dem 21. März fest definiert – und zwar unabhängig von der jeweils aktuellen Tag- und Nachtgleiche der Astronomie, derzufolge der Frühling zum Beispiel in diesem Jahr schon am 20. März beginnt.
Was der Mond damit zu tun hat
Komplizierter ist die Sachlage mit dem Vollmond: Dafür wurde und wird nicht die tatsächliche Erscheinung am Himmel zugrunde gelegt. Vielmehr werden Daten verwendet, die sich aus theoretischen Erkenntnissen über die immer gleiche Bewegung des Mondes um die Erde herum ergeben. Die Astronomen sprechen von dem 19-jährigen "Meton-Zyklus", der schon in der Antike bekannt war und verlässlich funktioniert. Benannt ist er nach dem griechischen Astronomen Meton von Athen, der ihn im 5. Jahrhundert v. Chr. entdeckte. Demnach liegen die Mondphasen alle 19 Jahre wieder auf denselben Kalendertagen – diese Erkenntnis machte über die Jahrhunderte präzise Vorhersagen möglich.
Dabei können sich allerdings Abweichungen zum tatsächlichen Vollmond der Astronomie von einem Tag ergeben – wie in diesem Jahr. Der vom Meton-Zyklus abgeleitete "Kirchen-Vollmond" – auch "Oster-Grenze" genannt – findet in diesem Jahr bereits am 20. März statt. Damit liegt er aber noch außerhalb des Frühlings, dessen Anfang kirchlicherseits auf den 21. März festgelegt wurde.