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Darum feiern Menschen jetzt Fasching, Fastnacht oder Karneval

Konfetti, Kostüme, Kamelle: In vielen Regionen herrscht bei den Narren der Ausnahmezustand. Wer mitfeiert, genießt die Heiterkeit im grauen Winter. Hinter vielen Bräuchen steckt derweil noch mehr.

Mit der Bezeichnung “fünfte Jahreszeit” können Rheinländer, Mainzer, Bayern und auch die Basler alle etwas anfangen. Doch der Lokalpatriotismus ist den Narren im Blut, deswegen feiert jede jecke Region namentlich anders: Fasching, Fastnacht oder Karneval. Das närrische Treiben wirft aber auch alle gleichermaßen betreffende Frage auf. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) mit den wichtigsten Antworten:

Ohne Ostern keine Fastnacht. Denn vor der Fastenzeit galt es einst, Fleisch und verderbliche Lebensmittel – auch Bier – zu vernichten, am besten bei einem großen gemeinsamen Fest. Die Fastenzeit als Vorbereitung auf das höchste christliche Fest Ostern beginnt am Aschermittwoch (in diesem Jahr am 5. März) und dauert vierzig Tage (ohne die Sonntage). Bis heute wird Karneval hauptsächlich in katholisch geprägten Regionen gefeiert.

Die Session wird immer am 11.11. um 11.11 Uhr eröffnet. Gründe für die Vorliebe der Narren für die Zahl Elf sind nicht eindeutig geklärt, aber lassen sich schon im 14. Jahrhundert belegen. Die 11 wird manchmal als Zahl interpretiert, die die Gleichheit aller Menschen unter der Narrenkappe symbolisieren soll. Ab dem “Elften im Elften” gibt es Sitzungen mit Tanzgruppen, Reden und Musikbands. Diesen Veranstaltungen sitzt oft ein sogenannter Elferrat vor.

Der Höhepunkt wird im Frühjahr beim Straßenkarneval erreicht: Sechs Tage lang, von Donnerstag bis Dienstag, wird mit großen Umzügen und Veranstaltungen gefeiert. Kleinere Umzüge gibt es auch schon in den Vorwochen.

In der Nacht zum Aschermittwoch endet die närrische Zeit, aber auch das in der Regel nicht sang- und klanglos oder gar still. In Köln etwa wird eine Strohpuppe, der Nubbel, als Verantwortlicher für die Ausschweifungen während des Karnevals verbrannt, in Düsseldorf und am Niederrhein der Hoppeditz zu Grabe getragen, in Bonn werden die leeren Geldbörsen im Rhein ausgespült. Auch in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht gibt es den Brauch, dass die “Fasnet” – meist in Form einer Strohpuppe – verbrannt wird. Mancherorts fällt auch der Narrenbaum, ein weiteres Symbol für die Fastnacht, den Flammen zum Opfer.

Die fünfte Jahreszeit hat viele Namen: In Bayern, Österreich und Sachsen ist der Begriff “Fasching” gebräuchlich. Er leitet sich vom “Fastenschank” ab, also dem letzten Ausschank alkoholischer Getränke vor der Fastenzeit. In Teilen Bayerns, Südwestdeutschlands und der Schweiz wird dagegen “Fastnacht/Fasnacht” gefeiert. “Karneval” bezieht sich auf das Rheinland. Das Wort stammt wahrscheinlich vom Mittellateinischen “carne levare”, was “Fleisch wegnehmen” bedeutet.

Auch die einzelnen Tage werden unterschiedlich benannt. Die Fastnachtswoche beginnt im schwäbisch-alemannischen Raum mit dem schmotzigen Donnerstag, im Rheinland dagegen mit der Weiberfastnacht und im Harzer Land mit dem Fetten Donnerstag. Es folgen der Nelkensamstag, der Orchideen- oder Tulpensonntag, der Rosenmontag und schließlich der Veilchendienstag, der auch Fastnachtsdienstag genannt wird.

Im rheinischen Karneval spielen der Straßenkarneval mit kölschem Liedgut und vielfältigen Kostümen eine zentrale Rolle, die manche von Jahr zu Jahr wechseln. In der schwäbisch-alemannischen Fastnacht behalten die Träger ihre Masken stets bei. Oft ist es üblich, sie von Generation zu Generation zu vererben. Beide Formen stehen im bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes.

Der Fantasie sind beim Verkleiden kaum Grenzen gesetzt. Ursprünglich spielte die Idee, in eine andere Rolle zu schlüpfen – und damit die Machtverhältnisse auf den Kopf zu stellen – eine entscheidende Rolle. Im 19. Jahrhundert ließen sich auf diese Weise Kontakte über Klassen- und Standesgegensätze hinweg knüpfen.

Heute gibt es eher Debatten darüber, welche Kostüme und Verkleidungen noch vertretbar sind: Wann wird es sexistisch oder rassistisch? Wo beginnt kulturelle Aneignung? Sind Verkleidungen als Winnetou oder Old Shatterhand noch okay? Ob ein falscher Papst oder eine aufreizende Nonne die Kirche verunglimpfen könnten, wird dagegen kaum noch diskutiert. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann als Tier, Blume oder Fabelwesen gehen – oder als Süßigkeit.

Der Prinz ist in vielen Regionen das Oberhaupt der Narren. Er regiert allein, mit einer Prinzessin, einem Zeremonienmeister oder in einem Dreigestirn. Die Analogie zum Adelstitel, die sich auch in einer festlichen Uniform spiegelt, deutet auf die Umkehrung der Verhältnisse hin: An vielen Orten “übernehmen” die Tollitäten für die Dauer von Karneval das Rathaus. Auch ist das Amt mit vielen repräsentativen Pflichten während der gesamten Session verbunden.

Der klassische große Sitzungskarneval ist eine bürgerliche Tradition. Nach Einschätzung mancher Experten wird er sich stark verändern und eher einen Party-Charakter bekommen – oder sogar ganz verschwinden. Unterdessen gibt es weiterhin unzählige kleinere, oft sehr individuelle Sitzungen. Dazu gehören eigene Veranstaltungen von Immigranten, Frauengruppen oder Kirchenchören, und Vereine und Karnevalsgesellschaften richten auch besondere Sitzungen für kranke oder arme Menschen aus.