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“Dankbar für alles, was ich bislang erleben durfte”

An diesem Montag (21. Juli) treffen sich wieder zahlreiche Pfarrerinnen und Pfarrer zum sogenannten Ordinationsjubiläum in Ansbach: Das beginnt um 10.30 Uhr in St. Johannis mit einem Gottesdienst, im Anschluss feiern die Jubilare gemeinsam bei einem Mittagessen. Die Predigt im Gottesdienst und die Würdigung der Pfarrerinnen und Pfarrer übernimmt heuer Regionalbischof Thomas Prieto Peral aus dem Kirchenkreis Schwaben-Altbayern. Vor drei Jahren war er erstmals selbst als Jubilar dabei. Weshalb er solche Feiern wichtig findet, erläutert der evangelische Theologe im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

epd: Herr Prieto Peral, vor 65 Jahren wurde der dienstälteste Jubilar beim diesjährigen Ordinationsjubiläum zum Pfarrer ernannt – wie viel Respekt hat man als Kirchenleitender vor einer solchen „Dienstzeit“?

Prieto Peral: Allergrößten Respekt! Zuallererst vor solch einer Lebensleistung, wenn ich mir vorstelle, wie viele Menschen jemand in diesen Jahrzehnten begleitet hat, wie viele Gottesdienste, Taufen, Beerdigungen er gestaltet hat, wie oft und immer wieder er die Predigttexte ausgelegt hat – in Lebenswirklichkeiten hinein, die sich durch die vielen Jahrzehnte so sehr verändert haben. Ich denke, dass eine solche Feier für die „altgedienten“ Jubilare von großer Bedeutung ist. Sie werden von ihrer Kirche gesehen und erfahren Wertschätzung. Die Gemeinschaft der Ordinierten ist zu spüren, die man gerade in hohem Alter nur noch selten erlebt.

epd: Was wollen Sie – als „Youngster“ – den älteren Jubilarinnen und Jubilaren in Ihrer Predigt mit auf den Weg geben?

Prieto Peral: Ich möchte dazu ermutigen, sich mit Freude an das zu erinnern, wofür wir alle einmal angetreten sind – unsere Motivation des Anfangs und die Freude, in dieser Welt etwas im Sinne des Evangeliums zu bewirken. Dazu wurde uns in der Ordination der Segen gegeben. Über die Jahre verändert sich ein Berufsweg. Manches wird nicht so, wie erhofft, anderes entwickelt sich überraschend anders. Manchmal sind wir ganz woanders gelandet als gedacht. In der Rückschau können wir aber all das in Christi Hand legen. Unter seinem Segen wird all das Fragmentarische und Unvollendete unseres Lebens und unseres Berufs ein sinnvolles Ganzes.

epd: Waren Sie als Jubilar selbst schon einmal in Ansbach mit dabei? Wir war es auf der „anderen Seite“?

Prieto Peral: Ich war vor drei Jahren dabei, als ich mein 25. Jubiläum hatte. Als „25er“ ist man ja quasi der Anfänger unter den Jubilaren. Ich hatte mir ehrlich gesagt auch gar nicht so viel erwartet und bin vor allem hingefahren, um meinen Kurs von damals zu treffen. Aber die Feier hat mich dann doch sehr berührt. Ich war vor allem dankbar für alles, was ich bislang erleben durfte. Nun steuere ich auf die 30 Dienstjahre zu – als Regionalbischof fühle ich mich mit meinen Aufgaben und Tätigkeiten immer noch wunderbar neu und bin jeden Tag gespannt, was ich entdecken werde. In dieser Rolle bin ich auch sehr stark als Geistlicher gefragt, das macht mir Freude und da ist Energie. Mein Blick geht manchmal zurück, aber meistens nach vorne. Es fühlt sich nicht wie 30 Jahre an. (2380/20.07.2025)