Ein bekannter Narr soll im Sommer Einzug im Oberammergauer Passionstheater halten: Tyll Ulenspiegel. Christian Stückl will den Roman von Daniel Kehlmann dafür in eine Bühnenfassung umwandeln.
Im Oberammergauer Passionstheater hebt sich am 26. Juni 2026 der Vorhang für “Tyll”. Christian Stückl plant, den gleichnamigen Roman von Daniel Kehlmann auf die Bühne zu bringen, wie der Theatermann und langjährige Passionsspielleiter am Donnerstag in München bekanntgab. Es ist das zweite Mal, dass er ein Werk des Autors bearbeitet. Zuletzt hatte im Jahr 2024 “Lichtspiel” im Münchner Volkstheater Premiere. Ob es vorher noch zu einem Gespräch mit dem Schriftsteller komme, sei nicht sicher, so Stückl. Er habe aber den Eindruck, dass dieser ihm vertraue. “Doch was rauskommt, weiß man nie”, räumte der Regisseur ein.
Erzählt wird die Geschichte des Tyll Ulenspiegel, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts in einem kleinen Dorf geboren wird. Sein Vater, ein einfacher Müller, gerät in die Fänge der katholischen Kirche, wird der Hexerei angeklagt und hingerichtet, woraufhin Tyll mit der Bäckerstochter Nele flieht. Die beiden geraten in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Auf seinem Weg wird er Zeuge blutiger Schlachten, erlebt Hunger, Armut und religiösen Fanatismus.
Das Stück passe zu Oberammergau, wo auch die Pest zu dieser Zeit gewütet habe und das Passionsspiel als Gelübde entstanden sei, sagte der Regisseur. Auch im Ort seien 52 Personen, 51 Frauen und ein Mann, der Hexerei angeklagt und verbrannt worden. Dazu komme, dass ein ganzes europäisches System zusammengebrochen sei. “Dieser Narr will nicht die Welt verbessern und hält den Leuten auch keinen Spiegel vor”, erläuterte Stückl. Vielmehr grinse er ihnen nur ins Gesicht. Er laufe etwa einem Drachentöter nach, obwohl es keine Drachen gebe, bis doch einer erscheine. All dies seien Parallelen zur Gegenwart, etwa auch mit Blick auf die Künstliche Intelligenz.
Weitere Vorstellungen sollen am 27. Juni, 10., 11., 17., 18., 24. und 25. Juli 2026 jeweils um 20 Uhr folgen. Stefan Hageneier wird sich um Bühne und Kostüme kümmern, Markus Zwink um die Musik. Stückl sagte, vor allem die jungen Leute und damit die Jahrgänge nach 2000 seien es, die auf die Bühne zum Theaterspielen drängten. Das sei auch eine gute Vorbereitung für die 2030 wieder anstehenden Passionsspiele. Neues dazu gebe es derzeit nicht, so der Spielleiter. Es sei ja auch noch Zeit: “Da fließt noch viel Wasser die Ammer hinunter.” Im Übrigen wirkten alle ehrenamtlich beim Theatersommer mit. Anders wären solche Produktionen auch finanziell nicht zu schaffen.
Wieder zu erleben ist außerdem im Theatersommer Stückls Dauerbrenner “Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben”. Die beiden Vorstellungen, die am 3. und 4. Juli stattfinden, ziehen in der Regel jeweils 2.000 Zuschauerinnen und Zuschauer an. Große Fans hat auch das seit 2014 veranstaltete “Heimatsound Festival” im Passionsspielhaus. Das Musikevent am 31. Juli und 1. August bietet vor allem jungen Bands eine Chance.