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Damit sie alle eins seien

Die Gemeinsamkeiten zwischen den christlichen Konfessionen werden in diesem Jahr besonders betont. Gemeinsames Gebet und Bibellesen gibt es aber schon seit Langem

Agenzia Romano Siciliani

Die ökumenische Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) hat jetzt das Material zur Ökumenischen Bibelwoche 2017/2018 veröffentlich (siehe rechts). Anlass genug, um einmal zu fragen: Welche ökumenischen Wochen gibt es eigentlich in Deutschland, und was genau macht sie aus? Ein Überblick.

Ökumenische Bibelwoche
Die Ökumenische Bibelwoche entstand ursprünglich aus der evangelischen Bibellesebewegung, die ihre Wurzeln im Pietismus und den Erweckungen des 19. Jahrhunderts hat. 1935, zur Zeit des Nationalsozialismus, wurde in evangelischen Gemeinden erstmals deutschlandweit dazu aufgerufen, sich sieben Abende lang mit der Bibel zu beschäftigen. Etwa zeitgleich entstand auch in der katholischen Kirche eine Bibellesebewegung. In der folgenden Zeit beteiligten sich daher auch zahlreiche Gemeinden anderer Konfessionen an der Bibelwoche. 1963 wurde die Bibelwoche mit dem Segen des II. Vatikanischen Konzils auch offiziell ökumenisch.
Jedes Jahr werden sieben Texte eines biblischen Buches ausgewählt, wobei zwischen Altem und Neuem Testament abgewechselt wird. Die Handreichungen und Informationen dazu werden von der Deutschen (evangelischen) Bibelgesellschaft und dem Katholischen Bibelwerk erarbeitet.
Einen genau festgelegten Zeitraum für die Woche gibt es nicht; viele Gemeinden legen sie aber auf die Zeit vor dem Ökumenischen Bibelsonntag Ende Januar. Nach Angaben der ACK finden jährlich in Deutschland mehr als 6000 Bibelwochen statt, zu denen sich rund 200 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammenfinden.

Ökumenische Gebetswoche für die Einheit der Christen
Die Weltgebetswoche für die Einheit der Christen wird jährlich im Zeitraum vom 18. bis 25. Januar oder zwischen Himmelfahrt und Pfingsten gefeiert. Ihre Anfänge gehen auf zwei voneinander unabhängige Initiativen zurück: Zum einen hatte der Anglikaner Paul Wattson, der später zum Katholizismus übertrat, 1908 für die Zeit vom 18. bis 25. Januar eine Gebetsoktav eingeführt, die die Rückkehr der verschiedenen christlichen Kirchen nach Rom zum Inhalt hatte. 1916  erklärte Papst Benedikt XV. dies für die ganze römisch-katholische Kirche als verbindlich. In den 30er und 40er Jahren erkannte man in der katholischen Kirche, dass das Gebet für die Einheit nur Sinn hat, wenn es gemeinsam mit Nicht-Katholiken gebetet wird – von denen man jedoch nicht verlangen konnte, für die Rückkehr nach Rom zu beten. Zum Zentrum der Gebetswoche wurde daher das allgemeine Gebet für die Einheit der Christen. 1959 wurde diese Änderung durch Papst Johannes XXIII. offiziell gebilligt.
Als zweite Wurzel der Gebetswoche gilt eine Initiative des Vorbereitungsausschusses für die erste Weltkonferenz für Glaube und Kirchenverfassung. 1920 regte er eine spezielle Gebetswoche für die Einheit an. 1941 verlegte die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung das Datum von der Pfingstzeit in den Januar, um Christen aller Konfessionen das Beten für die Einheit zu ermöglichen. Ab 1958 wurde die Ausarbeitung des liturgischen Materials ebenfalls ökumenisch veranwortet; seit 1966 wird es von einer gemeinsamen Arbeitsgruppe erstellt und den Kirchen zugeschickt mit der Bitte, es ihrem jeweiligen Kontext anzupassen und die Feier vor Ort gemeinsam vorzubereiten. Seit 1973 wird jeweils eine ökumenische Gruppe in einem bestimmten Land um einen ersten Entwurf gebeten; im Jahr 2018 stammt dieser von den Bahamas. Das Motto lautet: „Deine rechte Hand, Herr, ist herrlich an Stärke“ (2. Mose 15,6).
„Die Gebetswoche macht deutlich, dass ökumenische Bemühungen ohne die Hilfe des Heiligen Geistes keine Aussicht auf Erfolg haben“, heißt es auf der Internet-Seite der ACK. Gleichzeitig müsse das Gebet für die Einheit immer auch Taten nach sich ziehen.

Allianzgebetswoche
Die Allianzgebetswoche wurde 1846 bei der Gründungsversammlung der Weltweiten Evangelischen Allianz in London angeregt und wird seit 1861 regelmäßig auch in Deutschland durchgeführt. Sie findet in den deutschsprachigen Ländern gewöhnlich in der zweiten, international in der ersten vollen Januarwoche statt. Nach Angaben der Deutschen Evangelischen Allianz findet die Gebetswoche in Deutschland im Durchschnitt an 1100 Orten mit rund 300 000 Besucherinnen und Besuchern verschiedener Konfessionen statt.
Die Bewegung der Evangelischen Allianzen entstand in Großbritannien im späten 18. Jahrhundert; von Anfang an war sie auf die Einigung der (vor allem evangelikal ausgerichteten) evangelischen Christen hin angelegt. Als Motto gab sie sich bei der Gründung der Weltweiten Allianz „Unum Corpus Sumus in Christo“, „Wir sind ein Leib in Christus“.
Die Allianzgebetswochen stehen jeweils unter einem gemeinsamen Motto. Eine Vorbereitungsgruppe aus den drei deutschsprachigen Ländern erarbeitet dazu die Tagesthemen. Die Gebetswoche 2018 findet vom 14. bis 21. Januar statt; das Motto lautet: „Als Pilger und Fremde unterwegs“.