Mit bunten Umzügen in Erfurt, Freiberg und Zittau haben am Wochenende in Thüringen und Sachsen Tausende Menschen den Christopher Street Day (CSD) gefeiert. Demonstriert wurde für eine vielfältige Gesellschaft und die Rechte queerer Menschen. So zogen am Samstag unter dem Motto „Nie wieder still sein“ nach Veranstalterangaben etwa 4.000 Menschen durch die Erfurter Innenstadt. Die Polizei sprach von rund 2.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Schirmherr des Erfurter CSD war der frühere Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke). „CSD heißt Vielfalt und steht gegen Einfalt! Niemandem wird etwas genommen, aber allen etwas gegeben“, sagte der heutige Bundestagsvizepräsident. Queere Menschen seien überdurchschnittlich oft von Ausgrenzung, Gewalt und Armut betroffen. „Das darf niemals hingenommen werden.“ Laut Polizei verlief der Umzug ungestört und friedlich. Proteste und Gegendemonstrationen gegen den Umzug der queeren Szene hat es demnach nicht gegeben.
In Freiberg und Zittau beteiligten sich nach Veranstalterangaben jeweils rund 500 Menschen an den CSD-Umzügen. Die Polizei sprach von 550 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Freiberg und von etwa 460 im ostsächsischen Zittau. In Zittau war es der vierte CSD, in Freiberg der zweite.
Gegen die Parade der queeren Community in Freiberg hatten die rechtsextremen „Freien Sachsen“ und die „Jungen Nationalisten“ zu Protesten aufgerufen. Die Polizei zählte in der Spitze 90 Gegendemonstranten. Gegen eine Teilnehmerin werde wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt, hieß es. Zudem habe es zwei Ordnungswidrigkeitsanzeigen wegen Auflagenverstößen gegeben. Im Einsatz waren laut Polizeidirektion Chemnitz knapp 240 Einsatzkräfte.
Ein weiterer CSD in Sachsen ist am 27. September in Görlitz geplant. Wegen der seit Jahren anhaltenden Proteste der rechtsextremen Szene gegen die Umzüge der queeren Community hat der Landkreis Görlitz in einer Allgemeinverfügung unter anderem das Marschieren im Gleichschritt, die Mitnahme von Pyrotechnik sowie Sturmhauben und schwarze Springerstiefel bei Demonstrationen verboten.
Nach Angaben der Berliner Amadeu Antonio Stiftung gab es 2025 bislang mehr CSDs und Pride-Veranstaltungen als je zuvor in Deutschland, insbesondere im ländlichen Raum. Zugleich sei es allein bis Ende Juli dieses Jahres zu mehr als 20 Gegendemonstrationen, Angriffen und Störungen von Christopher Street Day-Umzügen gekommen. Im ganzen Jahr 2024 dokumentierte die Stiftung 55 Angriffe. Queere Sichtbarkeit werde von Rechtsextremen und Rechtspopulisten als Symbol einer liberalen, demokratischen Gesellschaft verstanden und damit als Feindbild, hieß es.
Der Christopher Street Day erinnert an einen Aufstand der Homosexuellen-Community im New Yorker Stadtteil Greenwich Village im Umfeld der Bar Stonewall Inn in der Christopher Street, der am 28. Juni 1969 begann. Auslöser waren wiederholte Polizeikontrollen, Übergriffe und anhaltende Diskriminierung.