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CSD Grevesmühlen: Orga-Team informiert über mutmaßliche Bedrohungen

Die Organisatoren des diesjährigen Christopher Street Days (CSD) am 13. September in Grevesmühlen (Landkreis Nordwestmecklenburg), Rachel Hanf und Sebastian Hüller, sehen sich einer Mitteilung zufolge „massiven Bedrohungen und rechter Hetze ausgesetzt“. Am 11. Juli sei ein Facebook-Post eines gewaltbereiten und mehrfach verurteilten Neonazis online gegangen, „der gezielt zur Identifikation der beiden aufrief“, teilte das Orga-Team des CSD Grevesmühlen am Donnerstag mit. Danach sei es zu „öffentlichen Beleidigungen, Online-Prangeraktionen und schließlich auch zu einem physischen Einschüchterungsversuch vor Hanfs Wohnhaus“ gekommen, hieß es.

Eine Gruppe mutmaßlich Rechtsextremer sei an der Wohnadresse von Rachel Hanf aufgetaucht. „Sie haben gegen die Fenster geschlagen, gebrüllt, uns bedroht. Einer schrie: ‘Da ist die Zecke drin! Die linke Schlampe! Wir holen dich!’ Ich hatte große Angst“, berichtete Hanf laut Mitteilung. „Wir werden nicht aufgeben – und dieser CSD wird nicht der letzte sein.“ Sie wünsche sich „ein Grevesmühlen voller Offenheit und Zusammenhalt, in dem queere Menschen auf Vertrauen und
Sicherheit bauen können. Die rechten Angriffe mögen versuchen, mich auszubremsen – aber sie geben mir nur noch mehr Motivation, weiterzumachen.“

Die beiden queeren Aktivisten „leben seither in einem Zustand ständiger Bedrohung“, hieß es. In rechtsextremen Netzwerken werde weiterhin zur Einschüchterung von Aktivistinnen und Aktivisten aufgerufen. Der Fall zeige, wie digitale Hetze in reale Gewalt umschlagen könne – „insbesondere im ländlichen Raum, wo der Schutz für engagierte Personen oft unzureichend ist“.

Der CSD in Grevesmühlen stehe für Vielfalt, Sichtbarkeit und Demokratie – Werte, die durch rechte Einschüchterung gezielt angegriffen würden. „Es ist eine Schande für unsere Gesellschaft, dass Feste und Demonstrationen für Freiheit, Demokratie und den Schutz von Minderheiten nur noch mit starken Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt werden können“, sagte Hüller.

Das Orga-Team fordere die Strafverfolgung der mutmaßlichen Täter, ein konsequentes Vorgehen gegen digitale Hetze und einen sichtbaren Schutz für queeres Engagement. Rachel Hanf und Sebastian Hüller stünden stellvertretend für viele, ihr Fall sei kein Einzelfall.

Unterdessen teilte das Polizeipräsidium Rostock dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage mit, dass die vom Orga-Team in der Presseinformation dargestellte Bedrohung der Polizei nicht bekannt sei. Polizeiliche Sofortmaßnahmen, Nahbereichsfahndungen, die Ermittlungen von Tatverdächtigen und mehr könnten nur dann erfolgen, „wenn entsprechend Hinweise bei uns eingehen“, hieß es. In solchen Fällen sei die Polizei über den Notruf 110 zu informieren.

Die zuständige Polizeiinspektion Wismar sei mit dem Orga-Team des CSD in Grevesmühlen in engem Austausch, so das Polizeipräsidium weiter. Die Einsatzvorbereitung sei noch nicht abgeschlossen.