Die Arbeiter mit Helm und Stirnlampe 100 Meter unter der Erde transportieren auf den Schienen kein Erz, sondern Backware. Bäckermeister Markus Eckhardt aus Wetzlar-Dalheim hat eine besondere Methode für seine Christstollen entwickelt: Er lässt sie in den Stollen eines ehemaligen Eisenerz-Bergwerks, der Grube Fortuna bei Solms-Oberbiel, reifen. Die Idee kam ihm vor zehn Jahren, wie Eckhardt berichtet. Er habe damals am Tag der offenen Tür die Grube besucht, und sein Einfall sei dort auf offene Ohren gestoßen.
Handarbeit und Zeit: So entsteht der Bergwerks-Christstollen
„Das Geheimnis von einem guten Christstollen ist auf jeden Fall Zeit“, erklärt der Bäckermeister und Konditor. „Man braucht ganz viel Zeit und Liebe zum Handwerk, und man muss die Rohstoffe vernünftig verarbeiten und auch mit Respekt behandeln.“ Das Rezept seiner Christstollen stamme vom Großvater, berichtet Eckhardt. Sein Vater und er hätten es übernommen und weiter verbessert. Dabei ist klassische Handarbeit angesagt. Der Hefeteig mit Butter, Rosinen, Mandeln und Gewürzen wird von Hand ausgerollt und zu Laiben geformt.
„Wenn wir die Stollen mit der Hand bearbeiten, bleiben die Früchte darin ganz“, erklärt der Bäckermeister. Dann kommen die Stollen in den Ofen. Die goldbraun gebackenen Laibe werden mit Butterreinfett bestrichen und mit Puderzucker ummantelt. Nun sind sie bereit für die Ruhe unter Tage.
Bergwerks-Christstollen reift unter optimalen Bedingungen
Etwa drei Wochen lang reifen die Stollen im dunklen Stollen. „Im Bergwerk herrschen konstant etwa 12 bis 13 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von rund 85 Prozent“, erklärt Eckhardt. „Genau diese Bedingungen sorgen dafür, dass der Christstollen saftig bleibt und sein Aroma sich gleichmäßig entfaltet.“
Bei Liebhabern des süßen Weihnachtsgebäcks kommt die tiefgründige Methode der Wetzlarer Bäckerei an. Er verkaufe jährlich mehrere Hundert „Fortuna-Stollen“, sagt Eckhardt. Viele Kunden sicherten sich die Ware schon vor der Fertigstellung. Als regionales Produkt werden die Stollen in den Filialen der Bäckerei Eckhardt in und um Wetzlar verkauft. Doch die Bäckerei verschickt die Ware auch auf Wunsch. Sogar aus Texas sei schon eine Bestellung eingegangen, berichtet der Bäckermeister stolz.
